63-2 Anfangen und vollenden – Phil 1,3-11

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Phil 1,3-11

1.    Exegese

1.1 Schreibe den Text ab und finde heraus wer handelt (evt. handeln soll) und Was Warum gemacht wird (werden soll)!

1.2 Beantworte folgende Fragen zum Text:

  • Wer ist ich? 3
    • Was weißt du über das Verhältnis zwischen Paulus und den Philippern?
    • Woher kommt diese Dankbarkeit?
  • Wie ist das Wort „allezeit“ zu verstehen? 4
  • Beachte „allezeit“, „in allen Gebeten“, „für euch alle“!
    • Warum diese Wiederholungen dieses Wortes?
  • Warum betont Paulus seine Gebetsfreude?
  • Was ist „Gemeinschaft am Evangelium“? 5
    • Wie ging in Philippi alles los?
  • Gibt es einen besonderen Punkt der Freude in Philippi?
  • Was ist „gute Zuversicht“? 6
    • Was ist mit „darin“ gemeint?
  • Wer ist der, der das gute Werk angefangen hat?
    • Worin besteht „das gute Werk“?
    • Wie wird dieses gute Werk „vollendet“ werden?
      • Was ist damit gemeint?
    • Was ist mit dem „Tag Christi Jesu“ gemeint?
  • Was bedeutet das Wort „Christus“?
    • Was sagt Paulus mit dem Titel „Christus“ über Jesus aus?
  • Beachte das Bindewort „weil“! 7
    • Was meint der Ausdruck „im Herzen haben“?
    • Warum hat Paulus die Philipper im Herzen?
  • Um welche „Gnade“ geht es hier?
  • „Teilhaben an der Gnade in der Gefangenschaft“ – Was bedeutet das?
    • Ist eine wirkliche Gefangenschaft gemeint?
    • Aus welchem Gefängnis schrieb Paulus diesen Brief?
  • Beachte das Bindewort „wenn“!
  • Wie „verteidigt“ man das Evangelium?
    • Was meint „das Evangelium bekräftigen“?
  • Beachte das Bindewort „denn“! 8
  • Warum ruft Paulus Gott zum Zeugen an?
    • Warum hat Paulus solch ein Verlangen nach der Gemeinde?
  • Was bedeutet: „in“ Christus Jesus?
  • Beachte: Jetzt „betet“ Paulus! 9
    • Was meint hier das Wort „beten“?
  • Worum bittet Paulus?
    • Was steht an erster Stelle?
  • Was ist Liebe?
    • Wie kann Liebe reicher werden?
  • In welchem Zusammenhang stehen Liebe, Erkenntnis und Erfahrung?
  • Beachte „so dass“! 10
    • Was ist mit „prüfen“ gemeint?
    • Was ist „das Beste“?
  • Beachte das Bindewort „damit“!
  • Was ist „lauter“? Was ist mit „unanstößig“ gemeint?
  • In welcher Beziehung stehen „prüfen“ und der „Tag Christi“?
  • Was ist die „Frucht der Gerechtigkeit“? 11
  • Wie kann man sich das Wort „erfüllt“ vorstellen?
  • Was heißt die Formel „durch Jesus Christus“?
  • Was ist „Ehre“, was „Lob“?
    • Warum soll Beides Gott gehören?

1.3 Gliedere den Text in Abschnitte und gib Überschriften

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1.4 Formuliere den Hauptgedanken des Textes in einem Satz!

Etwa so: Der Autor wollte seinen Lesern sagen, …

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1.5 Verschiedene Vorschläge zum Text:

1.5.1     Für die Gliederung

1.5.2     Für den Hauptgedanken

hier

2     Homiletik

2.1 Wo trifft der Hauptgedanke des Textes das Leben meiner Gemeinde?

Formuliere ein Predigtziel als Satz!

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2.2 Plane / gliedere einen Weg zu deinem Predigtziel!

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2.3 Verschiedene Vorschläge zur Predigt:

hier

2.4 Sammle Beispiele, Zitate und Anwendungsideen:

  • Des Paulus Vertrauen gründet sich nicht auf das, was bei den Philippern vorhanden ist, sondern auf Gottes Verlässlichkeit. (Voigt)
  • Es wird zu bedenken sein, wieso die Liebe mehr und mehr zunehmen soll gerade „in Erkenntnis und Wahrnehmung“. (Voigt)
  • Der Gerechtfertigte wird darauf bedacht sein, Christus an seinem Tage „lauter und unanstößig“ zu begegnen (10). (Voigt)
  • An der „Frucht der Gerechtigkeit“ (11) kann man erkennen (vgl. 3,9), dass die in Christus uns gegebene Gerechtigkeit die Früchte hervorbringt. (Voigt)
  • In unserem Text, wie im Evangelium des Sonntags (Mt18,21ff), wird deutlich, was es für unser Miteinander als Christen ausmacht, dass wir Empfänger von Gnade sind, also Empfänger der Liebesmacht und Liebestat des Gottes, der erstaunlicherweise Sünder annimmt und an sich bindet, ohne all ihr Verdienst und Würdigkeit. (Voigt)
  • Spürten wir in unsern Gemeinden doch etwas mehr von dieser Atmosphäre der Freude und der Liebe zueinander! (Voigt)
  • 1Kor 1,4-9 spricht Paulus die Korinthergemeinde ebenfalls in Tönen höchsten Wohlwollens und großer Anerkennung an. … Angewandter Rechtfertigungsglaube, sagt der Theologe. (Voigt)
  • Unsere große Chance: – dass wir lernen, uns mit solchen Augen anzusehen, mit denen Paulus diese Gemeinde sieht. (Voigt)
  • Wir machen uns (in der Regel) voneinander ein Bild, in dem die Inhalte und Merkmale maßgebend sind, die man ohne Glauben genauso sieht: Wer einer ist, was er kann, wie er sich benimmt, wo seine großen Fähigkeiten liegen, was er auf dem Kerbholz hat (usw.). Dass hinter jedem Einzelnen und hinter der Gemeinde als ganzer der ihr zugewandte und sie annehmende Herr steht, ja, dass dieser Herr in uns ist und wir in Ihm, das bleibt meist außer Acht. (Voigt)
  • Paulus sieht auch die sichtbaren Tatbestände und spricht davon mit aller nötigen Nüchternheit. Aber: 2Kor 5,16!! Das heißt: Wohl sehe ich, was du bist und tust – aber wichtiger ist mir, was Gott in Christus für dich ist und an dir tut! (Voigt)
  • Paulus dankt. … Man achte darauf, wie Paulus es tut, genauer, wofür er dankt. (Voigt)
  • Die Untersuchungshaft des Paulus kann auch der Anfang vom Ende sein (20). … Paulus spricht über seine Gefangenschaft nur so nebenher, … schon gar nicht in Sorge oder gar Angst. Er ist nicht an sich selbst, sondern nur an der Sache des Evangeliums und ebendarum an den Philippern interessiert. (Voigt)
  • Jetzt, in der Haft, ist Beten sein wichtigster Dienst. Er nimmt sie „alle“ durch, in jedem seiner Gebete. Und das ist ihm nicht Last, sondern Freude. Er liebt seine Philipper. Er hat Grund, sich bei Gott um ihrer willen zu bedanken. Er geht die Erinnerung durch, „Vom ersten Tage an bis zum gegenwärtigen Augenblick“. Der Übergang nach Europa war, dem eigenen Planen des Apostels entgegen, nach göttlicher Weisung erfolgt (Apg 16,6-10). (Voigt)
  • Das, was Christen miteinander verbindet, sind nicht die Beziehungen, die sie untereinander, von Mensch zu Mensch entwickeln, sondern das Anteilhaben an der gemeinsamen Sache, hier am Evangelium (5+7). (Voigt)
  • Christen treffen sich gewissermaßen am dritten Ort, bei ihrem Herrn und seiner befreienden Botschaft. (Voigt)
  • Die viel gepriesene, öfter noch schmerzlich vermisste Gemeinschaft unter uns wird zumeist als eine Sache der ethischen Einstellung angesehen. Mehr Offenheit füreinander, mehr Kontakte, mehr Tuchfühlung, mehr Verständnis und konkrete Hilfeleistung! Wir haben es nötig. Die Frage ist nur, wie es dazu kommt. Das Evangelium sagt: Nicht durch uns, sondern durch Christus.
  • Dass wir besser zueinander finden sollten, ist richtig und leicht gesagt. Aber wir schaffen es eben nicht! Der Appell an den guten Willen zum besseren Miteinander scheitert an dem vielen, was uns voneinander abstößt und was wir gegeneinander haben. Erst wo unsere widereinander sperrigen Eigen- und Unarten, wo unsere nicht auf einen Nenner zu bringenden Vorstellungen und Überzeugungen, wo unsere vermeintlichen Vorzüge und wirklichen Versager gegenstandslos werden, weil wir – in Christus – auf einen ganz anderen Boden treten, erst da wird Gemeinschaft möglich. (Voigt)
  • „Er ist unser Friede“, der das Getrennte zusammenfügt (Eph 2,14). Was sich zwischen Paulus und den Philippern ereignet, ist das Anteilhaben aller Beteiligten an dem, das sich in Christus für sie ereignet hat und indem sie miteinander verbunden sind. (Voigt)
  • Der Leib ist für Paulus nicht ein Bild für einen soziologisch fassbaren Tatbestand, sondern die Wirklichkeit des Auferstandenen, an der wir teilgewinnen, indem wir in sie „eingetauft“ werden und indem wir davon essen und trinken (1Kor 12,13; 10,16f) (Voigt)
  • Paulus weiß sich und die Gemeinde so sehr in die Christuswirklichkeit eingetaucht und eingeleibt, dass, was die bewegt, die „in Christus“ sind, Christus selbst bewegen muss, so dass es ihm „durch und durch geht“. (Voigt)
  • Was Christen bewegt, ist die Liebe, in der Christus (frei nach Gal 2,20: So liebe denn nicht mehr ich, sondern Christus liebt durch mich.). – Darin liegt dann auch, dass Christen, weil ihr Lieben seinen Ort „in Christus“ hat, nicht voneinander getrennt sind, auch wenn zwischen dem Gefängnis des Paulus (Cäsarea? Ephesus?) und Philippi eine weite Strecke und ein tiefes Meer liegen. Im „Innersten“ ihres Herrn, sind Christen eins. Dadurch sind die Philipper auch mit den Fesseln des Paulus verbunden (1Kor 12,26). (Voigt)
  • Sie sind auch unsichtbar dabei, wenn Paulus vor Gericht das Evangelium verantwortet. (Voigt)
  • Da im einzelnen Christen Christus gegenwärtig ist, ist in ihm immer auch zugleich die ganze Kirche gegenwärtig. … Wir sollten den Reichtum des Teilhabens an der Gnade empfinden. (Voigt)
  • Gebet ist nicht bloß ein Drandenken aus weiter Ferne, sondern eine in Christus reale Kommunikation. (Voigt)
  • Unser Christsein löscht das Menschliche nicht aus: Was man liebt, möchte man auch sehen (8).
  • Wir haben das Evangelium „mitbekommen“ und damit die Gnade. Dies führt und hält uns zusammen. (Voigt)
  • Dem, was Christen haben, können sie immer nur nachjagen (3,12). (Voigt)
  • Wir haben nur, sofern wir es empfangen. (Voigt)
  • Wir kennen es. Zu schnell geschieht es, dass eine Gemeinde müde, lässig und träge wird, dass sie in Verwirrung gerät (3,1ff), auf Verführung hereinfällt, auseinanderläuft. (Voigt)
  • Paulus vertraut auf Gott. Man beachte: Was in Philippi mit dem Auftreten des Paulus angefangen hat, war nicht sein, des Paulus, sondern Gottes (Voigt)
  • Die Kirche ist Gottes Werk (1Kor 3,9; Mt 16,18). Paulus braucht in seiner Zelle nicht nervös zu werden. (Voigt)
  • Dieses Werk Gottes muss freilich weitergeführt, zum Ziel gebracht werden (6). Die Kirche geht auf den Tag Christi zu. Sie soll ihm entgegenwachsen – nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Christen sind nach Luther im Werden, nie im (Ge)Wordensein. (Voigt)
  • Alles was Paulus sagt, weist mit unübersehbarer Konsequenz auf die Christusgnade. Dass wir „lauter und fleckenlos“ sind „auf den Tag Christi hin“, ist eben etwas anderes, als dass einer „nach Gerechtigkeit im Gesetz“ es dazu gebracht hat, „unsträflich“, „untadelig“ zu sein (3,6). (Voigt)
  • Es wäre zu fragen, ob in der „Nichtanstößigkeit“ gerade des perfekten Heiligen nicht eben sein schwerster Anstoß liegt. „Ich jage ihm nach“ – dies weist in eine andere Richtung. (Voigt)
  • Wir haben allzu oft erleben müssen, dass ein – vermeintlicher – Vorsprung im Heiligungsprozess von mehr oder weniger „perfekten“ Christen uns vorgehalten wurde, als sei es nicht genug, sein ganzes Vertrauen auf Christus zu setzen, und als sei ein vorweisbarer Heiligungsstand Kriterium für das Teilhaben an der Gnade. (Voigt)
  • „Früchte der Gerechtigkeit“ wird unser Leben erbringen, und man muss wissen, dass der Baum, der keine Früchte bringt, abgehauen wird. Aber es geht um die Gerechtigkeitsfrucht, „die durch Jesus Christus“ entsteht (11). (Voigt)
  • Rechte Werke, wie sie unserm Christenstand entsprechen, wären Werke, bei denen völlig vergessen ist, dass wir sie getan haben (Mt 6,3). Werke also, die nicht Gegenstand unserer Reflexion oder Berechnung sind (Lk 18,11f), sondern einfach gewachsen sind, wie die „Frucht“ (11) wächst: lautlos, selbstverständlich. (Voigt)
  • Man muss seinen Gott kennen, wenn es mit der Liebe etwas Rechtes werden soll. … Je deutlicher Christus uns vor Augen steht, desto reicher wird unsere Liebe sein. Die Liebe nämlich, die nicht liebt, wo sie auf einen Menschen trifft, der es wert ist und den zu lieben Freude macht. 1Kor 13 sagt das Nötige. (Voigt)
  • Man soll, wenn man liebt, die Augen offen haben (9), damit man wisse, wo das Zufassen nötig ist und worin die Abhilfe bestehen mag. Damit man „unterscheiden“ könne (10); also nicht alles, was einem begegnet und einen beansprucht, undifferenziert hinnehme, sondern wisse, „worauf es ankommt“. (Voigt)
  • Wer Gott bittet, bekennt damit, dass Gott das, worum es geht, in der Hand hat. (Voigt)
  • Gott wird die Philipper voranbringen – und so (nur so!) wird es bei ihnen vorwärtsgehen. (Voigt)

 

  • Wir haben es zu tun mit einem handelnden und gebenden Gott, der aus seiner eigenen freien Gnade heraus am Werk ist, ehe wir kommen und bitten. Darum ist uns immer mächtiger Anlass zum Danken gegeben, und im Danken vollzieht sich die Anerkennung Gottes, der aus Seiner Freiheit heraus schenkt und schafft. (nach de Boor)
  • Das Dasein einer Gemeinde in dieser Welt ist ein Wunder Seines Wirkens und Grund unaufhörlichen, frohen Danks. (de Boor)
  • Paulus hat erlebt, welche Störungen und Erschütterungen, welche Gefährdungen und Verirrungen über eine Gemeinde kommen können (Galater! Korinther!). Darum ist es eine große Sache, wenn die Gemeinschaft hin zum Evangelium in einer Gemeinde ungestört bleibt „vom ersten Tage an bis jetzt“ (5). (de Boor)
  • Die Geschichte der Welt hat ein klares Ziel: den Tag Gottes! Die Geschichte der Gemeinde auch: „den Tag Christi“ (vgl. 1Th 4,13-18). … Lange vor der Weltvollendung ist die Gemeinde am Ziel. (de Boor)
  • Paulus folgt nicht persönlichen Wünschen, sondern tut etwas Richtiges (7 – „recht“), ihm Zugemessenes, wenn er so für die Philipper denkt. „Für euch alle“, schreibt Paulus, nicht „über euch alle“. Er gibt kein Urteil über die Zuverlässigkeit und Tüchtigkeit der Philipper ab, sondern sieht auf das, was Gott in Seiner Treue für die Philipper tun wird. (de Boor)
  • Gefängnisaufenthalt ist nicht eine durchkreuzende Störung des Dienstes der Jünger (Mt 10,18), sondern gehört unmittelbar zu ihrem Dienst mit dazu. (de Boor)
  • Die „Trübsale“ gehören, und das sind bei Paulus immer Leiden um Jesu willen, auch für Paulus mit göttlicher Notwendigkeit (Apg 14,22; 1Th 3,4; 2Kor 4,7-10) zu der Botschaft von einem gekreuzigten Erretter. (de Boor)
  • Und das haben die Philipper verstanden! Sie rücken nicht unsicher und verlegen von ihm ab. Sie stehen zu ihm, nehmen innerlich an seinem Weg teil, beten für ihn und haben durch ihre Liebesgabe in sein Gefängnis hinein sich tatkräftig für ihn eingesetzt. So sind sie „seine Teilhaber bei der Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums“ (7). (de Boor)
  • Sie sind nicht „seine“ Teilhaber, nicht einmal „Teilhaber seiner Leiden“, sondern sein „Teilhaber an der Gnade“, (de Boor)
  • Wer? „ihr alle“ fügt Paulus hinzu. Zum vierten Mal in diesen wenigen Zeilen (1. 4 und 7 am Anfang und am Schluss) betont er dieses „alle“. (de Boor)
  • Es war Paulus stets ein ernstes Anliegen, die „Schwachen“ (alle) zu schützen (vgl. 1Kor 8; Rö 14). Denn Zurücksetzung der „Kleinen“ ist Antastung der Bruderschaft in der Gemeinde Jesu. (de Boor)
  • Ist „christliche“ Liebe so übernatürlich, dass sie zugleich auch unnatürlich wird? Paulus meint das nicht (8)! (de Boor)
  • Von Jesus Christus wird es hier gesagt (8), dass Er nicht lauter „Geist“ war, lauter geistige, göttliche Überlegenheit, sondern solche „Eingeweide“ (Luther: von Herzensgrund), solch ein „Herz“ hatte, das starken und tiefen Fühlens fähig war. (de Boor)
  • Darum trägt auch der Bote Jesu, der frühere Pharisäer, nun eine brennende Liebe in seinem Herzen. (de Boor)
  • Die nicht mehr vom Ich regierte, sondern von „der Herzlichkeit des Christus“ bestimmte Liebe ist keine auswählende mehr. (de Boor)
  • Paulus hat nicht genug an dem, was in einer Gemeinde erfreulicherweise schon da ist, er will weiter, er sieht immer noch größeren Reichtum, den die Gemeinde haben darf und nach dem sie sich darum auch ausstrecken soll. Wie viel reicher und mächtiger noch dürfen die Philipper lieben lernen! (de Boor)
  • Die „Agape“, die Liebe in der Herzlichkeit des Christus meint wirklich den anderen, sie will ihm helfen, ihn ans Ziel bringen. Darum braucht sie „Erkenntnis“, den klaren Blick in das Wesen und die Lage des anderen, klare Wahrnehmung der Mittel, durch die dem andern äußerlich und innerlich wirklich zu helfen ist. (de Boor)
  • Paulus hat den Philippern eine Liebe gewünscht, die durch „Erkenntnis“ oder „Wahrnehmung“ „die Unterschiede zu prüfen“ oder „das Wesentliche richtig zu erfassen“ vermag (d.h. an unwichtigen und unzulänglichen Hilfeleistungen vorbei das für den andern wirklich Wichtige und Gute zu erfassen und durchzusetzen). (de Boor)
  • Im Neuen Testament ist gerade die Zukunft das Entscheidende, auf das alles Denken und Tun gerichtet ist. Die Gegenwart ist immer nur „Weg“, der völlig vom Ziel bestimmt ist. Der ersehnte „Tag des Christus“ kommt, und es liegt alles daran, dass die Gemeinde dann „lauter und unanstößig“ ist (10). (de Boor)
  • Ermessen wir, welch eine Kraft und welch ein Ernst uns verlorengegangen sind, weil uns die Zukunft, der „Tag des Christus“ in undeutlichen Fernen entschwand? (nach de Boor)
  • Paulus erwartet, dass der prüfende Blick des Christus auf Seine Gemeinde, der wie die Sonne alles durchleuchtet und durchforscht, eine lautere und unanstößige Schar finden werde. Zu diesem Ziel gelangt die Gemeinde nach der Aussage des Paulus nicht etwa durch eine zauberhafte Verwandlung, die mit dem Tode oder nach ihm eintritt, sondern durch das immer reichere Wachstum der Liebe hier und jetzt. Wir mögen das von unserer Dogmatik aus ganz falsch finden, wir mögen „Hochmut“ oder „Perfektionismus“ fürchten – wir müssen aber lesen, was Paulus hier schrieb. Und wir werden uns fragen müssen, ob wir uns, von Paulus aus gesehen, mit unserer Dogmatik und mit unserer „Demut“ nicht in ein gefährlich bequemes und trügerisches Christentum geflüchtet haben. (de Boor)
  • Die Frucht (11) ist nicht das eigene Erzeugnis der Gemeinde, sondern „die durch Jesus Christus“. Aber diese Frucht schwebt auch nicht als bloß „zugerechnete“ Gnadengabe irgendwie über der Gemeinde, sondern die Gemeinde ist mit ihr „erfüllt“. (de Boor)
  • Wenn Gott in Christus Menschen mit dem Blut Seines Sohnes zu Seinem Eigentum loskauft und in Seine göttliche Arbeit nimmt, dann wäre es wahrlich nicht „zur Ehre und Lob Gottes“, sondern eine Schande für Gott, wenn nichts weiter bei dieser Seiner Arbeit herauskäme als arme elende Sünder, die genauso dastehen wie die andern, die sich Jesus nicht anvertrauten. Es gehört sich schon so und es ist schon nötig, dass das Ziel des großen objektiven Erlösungswerkes erreicht wird: Heilig in Christus Jesus, lauter und unanstößig, erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus. Dann hat Gott Ehre und Lob (11). (de Boor)
  • Es ist dabei wahrlich kein „Hochmut“, kein „Pharisäismus“ zu befürchten. Jene Heiligen, die am Tag des Christus wie durchsichtiges Kristall im Sonnenlicht dastehen und mit Frucht erfüllt sind, gerade sie werden nicht sich selbst rühmen; wie blind und befleckt wäre sonst sofort dies Kristall. Sie loben und rühmen allein Gott. (de Boor)