Downloadlink: 54-3 Die Gemeinde ist Jesu Familie – Mk 3,31-35
Mk 3,31-35
1. Exegese
1.1 Schreibe den Text ab und finde heraus wer handelt (evt. handeln soll) und Was Warum gemacht wird (werden soll)!
1.2 Beantworte folgende Fragen zum Text:
o Welche Begebenheiten gehen unserem Text voraus?
o Was weißt du über Jesu Mutter und Seine Brüder? 31
- Wie heißen die Brüder?
o Warum sind sie zu Jesus gekommen?
- Warum bleiben sie draußen?
- Warum schicken sie einen Boten um Ihn zu „rufen“?
o Beachte den Kontrast zwischen der Familie und dem Volk! 32
- Wie muss man sich die Situation vorstellen?
- Warum saß das „Volk“ um Ihn herum?
o Beachte die Wiederholung „draußen“!
- Welche Reaktion wird das Volk von Jesus erwartet haben?
o Beachte, dass hier auch die Schwestern genannt sind!
- Es scheinen alle da zu sein, außer der Vater!
- Wo wird er sein?
o Wem antwortet Jesus? 33
- Was will Jesus dem Volk mit dieser Antwort sagen?
- Was will Jesus Seiner Familie mit dieser Antwort sagen?
- Wie ist die Frage: „Wer ist meine …?“ gemeint?
o Stell dir Jesu „Rund-Blick“ vor? 34
- Beachte die Betonung mit „siehe“!
o Was zeichnet die Menschen aus, die „um Ihn im Kreise saßen“?
- Was bedeutet: „das ist meine Mutter / sind meine Brüder“?
- Gibt es ein Wort, das „Mutter, Brüder und Schwestern“ zusammenfast?
o Beachte das Bindewort „denn“! 35
- Wieso spricht Jesus hier vom Willen Gottes?
- Beachte, dass Er vom „tun“ spricht!
o Was ist der Wille Gottes?
- Wie können wir ihn erkennen?
o Wenn wir für Ihn Brüder, Schwestern, Mutter sind, wer ist Jesus dann für uns?
o Was wollte Jesus mit dieser Antwort bezwecken?
o Warum hat Markus diesen Besuch der Familie Jesu bei Marias ältestem Sohn in sein Evangelium aufgenommen?
1.3 Gliedere den Text in Abschnitte und gib Überschriften
o
o
o
o
1.4 Formuliere den Hauptgedanken des Textes in einem Satz!
Etwa so: Der Autor wollte seinen Lesern sagen, …
o
1.5 Verschiedene Vorschläge zum Text:
1.5.1 Für die Gliederung
1.5.2 Für den Hauptgedanken
2 Homiletik
2.1 Wo trifft der Hauptgedanke des Textes das Leben meiner Gemeinde?
Formuliere ein Predigtziel als Satz!
o
2.2 Plane / gliedere einen Weg zu deinem Predigtziel!
o
o
o
o
2.3 Verschiedene Vorschläge zur Predigt:
2.4 Sammle Beispiele, Zitate und Anwendungsideen:
o Ist das Haus zu voll, als dass die Mutter und die Brüder (vgl. 6,3) zu Jesus gelangen können? Und wenn dies der Fall wäre, hätten es die Boten (mehrere?) leichter? Oder ist die Spannung so groß, dass die Verwandten nicht sofort unmittelbar mit Jesus verhandeln (vgl. 21)? (Voigt)
o Die Frage (33f) ist zugleich eindrucksvoll wie befremdlich. (Voigt)
o Die sich um Ihn sammeln (von dem, was in dieser Versammlung geschieht, redet der Text nicht), sind Jesu wahre Familie, die eschatologische Gottesfamilie. (Voigt)
o Vers 35 antwortet auf die unausgesprochene Frage: Warum gerade die, nicht aber die nächsten Verwandten? (Voigt)
o Von rückwärts ergibt sich dann für Jesu Verwandte: Indem sie Jesus ablehnen, tun sie den Willen Gottes nicht. (Voigt)
o Es ist nicht Jesu Art, den Fernstehenden – und dies sind die Verwandten Jesu in dieser Perikope – die Liebe zu verweigern und sie nur denen zuzuwenden, mit denen man sich im Glauben an das Kommen des Reiches Gottes verbunden weiß. (Voigt)
o Wir haben es nicht mit einem ethischen, sondern mit einem ekklesiologischen Text zu tun. … Was Jesus sagen will, sagt Er in prophetischer Eindringlichkeit und zugleich Schroffheit. (Voigt)
o Hier blitzt etwas auf, über dessen Bedeutung und Tragweite die Hörer und Leser sich erst nach und nach klar werden können. (Voigt)
o Es gibt ein Draußen und ein Drinnen. Die Erzählung beginnt „draußen“, führt über das „Drinnen“ der Menge zu dem Einen Mittelpunkt, und wendet sich am Schluss in der bezeichnenden Gebärde und dem lösenden Wort Jesu zur Menge zurück. (Voigt)
o Die Verwandten Jesu stehen „draußen“. Was bedeutet das? (Voigt)
o Wir haben uns zunächst das Biografisch-Faktische zu verdeutlichen. Jesus ist von Seiner Familie nicht verstanden, Er ist von ihr abgelehnt worden. Dies gilt von den Brüdern – Jakobus, Joseph, Judas, Simon (6,3) -, wohl auch von den (nach Namen und Zahl uns nicht bekannten) Schwestern und von der Mutter. „Die Seinen“ haben (21) versucht, Jesus „festzuhalten“. Das könnte bedeuten, dass sie Ihn, den Ältesten, als das Familienoberhaupt und als den verantwortlichen Versorger, bei sich haben wollen (Joseph scheint gestorben zu sein). Aber der Fortgang von V.21 zeigt: Sie meinen, Er sei „außer sich“, „von Sinnen“, „verrückt“. Sie sehen Jesus nicht viel anders an als die Schriftgelehrten: „Er hat den Beelzebub“ (22). Sie stehen also auf der Seite der Gegner Jesus. (Voigt)
o Lukas bietet (außer der Parallele 8,19-21) noch eine kleine Szene, die der unseren ähnlich ist und erkennen lässt, dass Maria tatsächlich abseits gestanden hat (11,27f). (Voigt)
o Das harte Wort Lk 14,26 (vgl Mt 10,37) zeigt, dass, wer sich in die Nachfolge Jesu begibt, bereit sein muss, schmerzhafte Trennungen und Verluste auf sich zu nehmen; dahinter mag Jesu eigene Erfahrung stehen. (Voigt)
o Die Zwölf haben faktisch ihre bürgerliche Existenz aufgegeben und in Jesu Gemeinde dafür „hundertfältig“ Ersatz gefunden (10,29f); aber eine – gar gesetzlich zu verstehende – Grundsatzentscheidung war das nicht (1,30; 1Kor 9,5). Erst recht gibt es für den weiteren Kreis der Nachfolger Jesu keine Weisung solcher Art, und die Urchristenheit ist bemüht, ihren Glaubensgehorsam gerade in der Ordnung des normalen Lebens zu bewähren. (Voigt)
o Indem in einer Person die Herrschaft Gottes präsent ist, entsteht eine neue Gemeinschaft, die eschatologische „familia Deo“. (Voigt)
o Hier (33f) entsteht ein neues „Israel“. Hier werden die alten Ordnungen, besonders die herkömmlichen religiösen Vorstellungen und Gewohnheiten gestört. (Voigt)
o Die Familie hätte sicherlich nichts dagegen – wie in volkskirchlicher Durchschnittstradition – das schon längst schwach brennende Feuerchen etwas zu beleben, oder doch wenigstens durch ein paar nachgelegte Kohlen oder Scheite am Brennen zu halten, aber sie wollten keine Entscheidung zu etwas Neuem treffen müssen. (Voigt)
o Verlässt einer das gewohnte Leben, um das Reich Gottes auszurufen und predigend, Sünden vergebend, Menschenleben grundlegend verändernd, Kranke heilend und Tote auferweckend dieses ganz Neue zu beginnen, da kann man nur sagen: „Er ist von Sinnen“. (Voigt)
o Eine fromme Familie in Nazareth, der älteste Sohn brav zu Hause, als Bauhandwerker sich und den Seinen das Brot verdienend, streng in den Gesetzen und Überlieferungen Israels, – das wäre nach ihren Vorstellungen gewesen, nur: So wäre die eschatologische Stunde verschlafen, das Kommen des Reiches Gottes verpasst, den unter der sündigen Weltgestalt leidenden Menschen nicht geholfen worden. (Voigt)
o Weil Jesus diesen Vorstellungen einer jüdisch-bürgerlichen Religiosität widersprechen und widerstehen musste, hat Er so befremdlich gefragt (33). (Voigt)
o Zur Gottesfamilie Jesu gehören, das kann trennen. Jesus muss das schockierend deutliche Zeichen geben. Wie kann man im Bisherigen bruchlos weitermachen sollen, wenn das radikal Neue anbricht? (Voigt)
o Das Neue Testament nimmt den Unterschied zwischen draußen und drinnen ernster als mancher unter uns (4,11; 1Kor 5,12f; Kol 4,5; 1Thes 4,12; Offb 22,15). (Voigt)
o „Das Volk saß um Ihn“ (32) – das ist die Kirche. (Voigt)
o Wir trüben uns so leicht den Blick für das, was hier geschieht, indem wir uns Jesus als einen Rabbi denken, der Gesprächsbeiträge zur Theologie und ihren Problemen liefert und dann die Menschen, die Ihm zugehört haben, in ihr altes Leben entlässt. (Auch unsere Predigtweise wird oft von diesem Irrtum bestimmt.). Es ist ganz anders. Jesus bricht mit Seiner Reichs-Gottes-Predigt in das Machtsystem der unsichtbaren widergöttlichen Kräfte ein und entreißt ihnen die Menschen (23ff; Mt 12,28). (Voigt)
o Ist die Kirche das eschatologische Gottesvolk, der Anfang der neuen Menschheit, dann sind die Menschen, die hier um Jesus versammelt sind, die ersten keimhaften Anfänge eben dieser Kirche. (Voigt)
o Ob die in dem engen Hause sich drängende Menge weiß, was an unerhört Neuem sich zuträgt, indem Jesus sie vollmächtig und wirkkräftig anspricht, ist eine andere Frage. Die Leute werden es vermutlich nicht wissen. Eben das aber verbirgt sich hinter dem Rätselwort und der einprägsamen Gebärde Jesu, dass Er sie auf diesen Sachverhalt aufmerksam machen will. (Voigt)
o Dem Text kommt es augenscheinlich allein auf das Ensemble an: Jesus und die Seinen – ein paar oder auch viele Menschen versammelt „in Seinem Namen“, und Er „mitten unter ihnen“. (Voigt)
o Es spricht wieder für die Situationsechtheit der Darstellung des Markus, dass die Kyrioswürde Jesu unbeleuchtet bleibt (34). Jesus – einfach Glied der neuen großen Familie. „Er schämt sich nicht, sie Brüder zu heißen“ (Hebr 2,11f).
o Jesus Familie ist die Gemeinde! Ist die Gemeinde auch eine Familie? Der Text stellt und erörtert diese Frage nicht. Sie drängt sich aber auf, wenn wir ernst nehmen, was Jesus von den Menschen sagt, die bei Ihm sind. Sein Verhältnis zu uns muss sich auf unser Verhältnis untereinander auswirken (Mt 23,8). (Voigt)
o Dass alle Blicke auf Jesus gerichtet sind, dürfte nicht bedeuten, dass wir den Bruder und die Schwester gar nicht bemerken. (Voigt)
o Hat sich Jesus von Seinen leiblichen Verwandten lossagen wollen? Der Konflikt verlangte die Klarstellung, und diese war – für den Augenblick jedenfalls – eine Trennung. Aber das Verbindende hat Jesus den Seinen nicht vorenthalten wollen. – Maria steht nicht mehr „draußen“( Apg 1,14; Joh 19,25-27. Jakobus – 1Kor 15,7; Gal 1,19; 2,9. Der Verfasser des Judasbrief nennt sich „Bruder des Jakobus“ (Mk 6,3). (Voigt)
o Mit Seinem schroffen Verhalten hat Jesus nicht ausschließen und abstoßen, sondern das Kommende verkündigen wollen, und die, mit denen Er so hart verfuhr, haben Ihn zuletzt verstanden. (Voigt)
o Jakobus schreibt in seinem Brief „Seid Täter des Wortes“; man könnte meinen, ihm klinge noch im Ohr, was Jesus am Ende der hier erzählten Szene gesagt hat (35a). (Voigt)
o Zur Gottesfamilie gehören, das muss verpflichten. Wenn man Jesus fragt, warum Er gerade die zu Ihm Haltendenden als die Seinen ansieht, dann antwortet Er: Weil sie die sind, die Gottes Willen tun. (Voigt)
o Zum Tun des Willens Gottes kommt es auf ganz andere Weise (nicht durch Gesetzesgehorsam). Wir brauchen ein neues Herz (7,14-23). Wir leben von der Vergebung (2,5), unser Leben muss verwandelt werden, indem Jesus uns annimmt, wie wir sind (2,17c), die Dankbarkeit für die erlassene Schuld wird uns im tiefsten Herzen verändern (Lk 7,41-43) und auch die Gemeinschaft untereinander auf eine ganz neue Basis stellen (Lk 6,36). Befreiung von unserer Schuld ermöglicht es, hinfort nicht mehr zu sündigen (Joh 8,11). Was bei den Menschen unmöglich ist – zu einem neuen Gehorsam zu kommen -, das ist bei Gott möglich (10,27). (Voigt)
o Es überrascht, dass der Vers 35 eben dies (Gottes Willen tun) von den in dem Haus Anwesenden behauptet. Berichtet aber ist nur, dass sie in der Gemeinschaft mit Jesus sind (32). Ist das Sein mit Jesus so hoch zu veranschlagen? (Voigt)
o Hierzu zwei Antworten: Einmal: Jesus Reichs-Gottes-Predigt bringt Menschen wirklich in Bewegung. Wer Jesus entdeckt hat, begreift, dass er nicht bleiben kann, wie er ist. Das wäre entmutigend, wenn man nicht erführe, dass Gott gerade nach denen greift und gerade die an sich zieht, die es nicht geschafft haben. … Selig ist, wer nach Gerechtigkeit hungert und dürstet. Und nicht einmal Hunger und Durst sind Vorbedingungen. Es wird nur so sein, dass wir im Kontakt mit Jesus das Defizit merken. Gottes Willen tun – das heißt darum zunächst ganz einfach: kommen, wenn Jesus einlädt. Die Menschen, die Jesus als Seine Verwandten bezeichnet, sind gekommen, sie „säßen“ sonst nicht „um Ihn“. (Voigt)
o Das andere: Dass Jesus für uns da ist und wir „an Ihm bleiben“, ist wichtiger als alle unsere Vorsätze, Anstrengungen, Aufschwünge, Krafttaten, Opfer usw. … Dem Text liegt vor allem daran, dass die Menschen bei Jesus sind. Es wird sich, wir hoffen es, aus dem Kontakt mit Jesus einiges ergeben. (Zachäus, die große Sünderin, die „Donnerssöhne“, …) Aber merkwürdig: Alles das geschieht nur, weil Jesus da ist. (Voigt)
o Ein Zöllner, wie Matthäus und ein fanatischer Nationalist, wie Simon der Zelot hätten einander wie Gift hassen müssen. Doch beide verband, dass sie Jesus als ihren Herrn und Meister anerkannten. (Barclay)
o Solange Fragen der Ordination, der Kirchenverwaltung, der Austeilung der Sakramente usw. diskutiert werden, werden die Kirchen wohl kaum zusammenkommen. Lediglich das gemeinsame Ziel, Menschen für Christus zu gewinnen, kann sie zusammenbringen. (Barclay)
o Wahre Verwandtschaft beruht auf gemeinsamen freudevollen und leidvollen Erfahrungen. Die allen Christen gemeinsame Erfahrung ist die, dass sie Sünder sind, denen vergeben worden ist. (Barclay)
o Aus dem vor-kommunistischen China wird berichtet, dass es weniger schwer war, Käufer für Bibeln zu finden, als ständige Bibelleser aus ihnen zu machen. Ein jahrelang von Haus zu Haus ziehender Bibelverkäufer fing eines Tages damit an, seine Kunden miteinander in Kontakt zu bringen. So bildeten sich kleine Gruppen zum Gedankenaustausch, die im Laufe der Zeit zu regelrechten Gemeinden wurden. (Barclay)