19-4 Rühme dich Seiner Bekanntschaft – Jer 9,22-23

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Jer 9,22-23

1.    Exegese

1.1 Schreibe den Text ab und finde heraus wer handelt (evt. handeln soll) und Was Warum gemacht wird (werden soll)!

1.2 Beantworte folgende Fragen zum Text:

o    Beachte den Kontext, wenigstens ab V. 16!

o    Beachte die Autorität: „So spricht der Herr!“                        22

o    Wann ist jemand ein Weiser?

  • Was bedeutet das Wort „Weisheit“?

o    Wann ist jemand ein „Starker“?

  • Was ist mit Stärke gemeint?

o    Wann ist jemand ein „Reicher“?

  • Was ist hier mit Reichtum gemeint?

o    Beachte, dass die Worte „rühme sich nicht“ wiederholt werden!

  • Was wollte Gott Seinem Volk damit sagen?
  • Was ist am „rühmen“ schlechtes dran?
  • Welche Synonyme gibt es für „rühmen“?
  • Gibt es gutes und schlechtes Rühmen?

o    Beachte den Kontrast: „sondern“!                                       23

o    Ist „rühmen“ also doch erlaubt? Warum?

  • Was bedeuten die Worte: „dass er klug sei“?
  • Welche Klugheit ist hier gemeint?

o    Was meint das Wort „kennen/erkennen“? à Lexikon

  • Wie hat man sich das „dass er Mich kenne“ vorzustellen?

o    Wo wir das Wort „Herr“ lesen, steht im Hebräischen der Name Gottes!

  • Was bedeutet „Jahwe“?
  • Was bedeutet: „dass Ich Jahwe bin“?

o    Was ist Barmherzigkeit?

o    Was ist mit „Recht“ gemeint?

o    Was ist Gerechtigkeit?

  • In welchem Verhältnis stehen diese drei Worte?

o    Suche einige Beispiele dafür, wie Gott all das auf Erden macht?

o    Was bedeuten die Worte: „denn solches gefällt Mir“?

o    Was wollte Gott den Israeliten damals mit diesem Wort sagen?

1.3 Gliedere den Text in Abschnitte und gib Überschriften

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o

o

1.4 Formuliere den Hauptgedanken des Textes in einem Satz!

Etwa so: Der Autor wollte seinen Lesern sagen, …

o

1.5 Verschiedene Vorschläge zum Text:

1.5.1     Für die Gliederung

1.5.2     Für den Hauptgedanken

hier

2     Homiletik

2.1 Wo trifft der Hauptgedanke des Textes das Leben meiner Gemeinde?

Formuliere ein Predigtziel als Satz!

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2.2 Plane / gliedere einen Weg zu deinem Predigtziel!

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o

2.3 Verschiedene Vorschläge zur Predigt:

hier

2.4 Sammle Beispiele, Zitate und Anwendungsideen:

o    Diese grammatische Form („rühmen“ in 22) kommt vom Verb „loben“ (halleluja) und kann den Selbstruhm, das Prahlen, auch den berechtigten Stolz (Spr 16,31; 17,6) meinen, wobei der Selbstruhm nicht nur als gelegentlicher Fehler, sondern in manchen Stellen als die Grundhaltung des törichten und gottabgewandten Menschen gilt (Ps 52,3; 74,4; 94,3). Das Wort kann aber auch mit „vertrauen“ synonym sein (Ps 49,7), auch mit „sich freuen“ und „jubeln“ (Ps 5,12; 32,11). (Voigt)

o    Man beachte, dass der Begriff der „Weisheit“ (22) im AT in sehr hohem Ansehen steht. (Voigt)

o    Auch „Stärke“ wird positiv bewertet – die starke Lebenskraft, die Manneskraft (Richt 8,21), dann aber auch die kriegerische Tüchtigkeit und damit die ausgeübte Macht. (Voigt)

o    „Reichtum“ wird seltener gepriesen, eher kritisch bewertet (Ps 62,11; Spr 28,11). (Voigt)

o    Das „Rühmen“ macht das, was bei rechtem Gebrauch gut ist, zu etwas Gefährlichem und Verderblichen. (Voigt)

o    „Darin klug sein (oder werden), dass man Mich kennt“ (23) Das hebr. Wort für „erkennen“ meint dabei nicht bloß ein intellektuelles Kennen, sondern die persönliche Vertrautheit. „Erkennen, dass Ich Jahwe bin“ (23) ist formelhaft (2Mo 6,7; Hes 6,7-13; 11,4.9.10): Es geht um Gottes Identität, die Er in Seinem Handeln offenbart, nämlich in „Gnade, Güte, Liebe, Freundlichkeit“, in „Recht, Rechtsübung, Rechtspflege“ und in „Recht, Rechtsgesinnung, Rechtsverhalten“ (Ps 33,5). (Voigt)

o    In der Predigt könnte man von der Grundbedeutung von „sich rühmen“ ausgehen. Es geht um die Haltung des Stolzes, der sich über andere erhebt, indem er das eigene Ansehen zu steigern und zur Geltung bringen sucht; und das ist ein Aussein auf Sicherheit. … Von daher kommt man schnell zum dritten, zur Vergötzung dessen, was Gegenstand des Rühmens ist. (Voigt)

o    Man könnte in der Predigt aber auch Weisheit, Stärke und Reichtum je besonders bedenken, von vornherein jedoch so, dass Gott zu kennen als der wahre Reichtum, die wahre Stärke, die wahre Weisheit gepredigt wird. (Voigt)

o    Wir hätten den Text missverstanden, wenn wir ihn moralisch läsen, man könnte auch sagen: gesetzlich. Es heißt nicht: Ein Weiser sei künftig töricht, ein Starker sein ein Schwächling, ein Reicher verschenke alles und gehe betteln (1Tim 6,17). (Voigt)

o    Hinter der Gassenweisheit: „Wer angibt, hat mehr vom Leben“ steht etwas, was tief in uns steckt. Der Mensch will nicht nur sein, leben, wenn möglich, sich freuen und dem Leben Schönes abgewinnen; er will auch etwas gelten. (Voigt)

o    Das „Geltungsbedürfnis“ ist der Nerv des Verlangens nach Rechtfertigung. Der Mensch kann nicht mit lädiertem Ansehen Leben, und er lässt es sich einiges kosten, sein Prestige aufzubauen und zu steigern. Manches muss ihm dazu dienen; so er hat, auch sein Reichtum. (Voigt)

o    Die Gegenstände des „Sorgens“ stehen dem Reichen zur Verfügung: Essen, Trinken, Kleidung (Mt 6,19-34). (Voigt)

o    Wie fest steht das Häuschen, das du dir erbaut hast? Wirst du in fünf Jahren noch gesund genug sein, die gutbezahlte Stellung halten zu können? Man rühme sich nicht, d.h. man verlasse sich nicht auf das scheinbar so „Reale“. (Voigt)

o    Selbst wenn uns alles Erworbene bleibt – und, ehrlich gesagt, wir hoffen das alle: sind wir damit „gesichert“? Das Leben ist mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung (Mt 6,25).

o    Das menschliche ist mehr als der äußere Bestand des Lebens (Voigt)

o    Es ist wichtig und unseres Schweißes wert, dass wir das Ökonomische in unserm Leben und in der großen Welt ernsthaft „besorgen“, und wir sollten kein schlechtes Gewissen haben, wenn dies das Feld der täglichen Arbeit und damit unseres Lebenswerkes ist. Aber es wär töricht, zu meinen, darin könne unser Leben aufgehen. (Voigt)

o    Es kann leicht geschehen, dass die Perfektion im äußeren Bestand unseres Lebens das Eigentliche unseres Menschseins zudeckt. So könnte z.B. in einer misslingenden Ehe der Mann seine enttäuschte Frau fragen: „Welchen Wunsch habe ich dir nicht erfüllt? Was willst du noch?“, und sie antwortet: „Dich“. (Voigt)

o    Woran einer sein Herz hängt und worauf er sich verlässt, das ist sein Gott (Luther). Man könnte auch sagen, was ihm Richtpunkt allen Denkens, Strebens, Hoffens, Glaubens und Mühens ist (Mt 6,24). (Voigt)

o    Wir merken es meist nicht, wenn der sachliche Umgang mit den Gütern unseres Lebens in eine Besitzgläubigkeit umschlägt, die von diesen Gütern alles Wünschenswerte erwartet und uns in sie versklavt (Lk 12,21; Spr 13,7). (Voigt)

o    Gott will nicht, dass wir arm sind. Er gönnt uns den irdischen Besitz und erwartet, dass wir verantwortlich damit umgehen. Aber unser bester Reichtum will Er Selber sein (Ps 16,5). (Voigt)

o    „Klug sein darin, dass man mich kennt“, sagt Gott (23), man könnte auch umformen: „Reich sein in der Verbundenheit mit Mir“. (Voigt)

o    Rühmt er dann noch sich selbst? Sein Rühmen ist ganz hingewandt zu Gottes Tun. (Voigt)

o    Unser schönstes irdisches Glück ist der Mensch, den wir am liebsten haben. Die Gemeinschaft mit ihm macht reich, auch wenn wir sonst wenig hätten. „Reich in Gott“, das ist das Glück der Gemeinschaft mit Ihm. (Voigt)

o    Der Text sagt: „kennen“ (23). Das ist mehr als wissen, wer Er ist; erst recht ist es mehr als die Vermutung, es müsse wohl ein „höheres Wesen“ geben. Wenn wir Gott kennen, dann sind wir mit Ihm im persönlichen Kontakt, im (liturgisch gebundenen, im freien und auch im wortlosen) Gespräch mit Ihm. Gott ist für uns offen, ja Er kommt auf uns zu und lässt uns erfahren, wie Ihm an uns gelegen ist. (Voigt)

o    Bei dem Begriff der „Stärke“ (22) geht es um das Vermögen, sich gegen Widerstände durchzusetzen. Wer sich seiner Stärke rühmt, ist sich des (mehr oder weniger sanften) Druckes bewusst, den er ausübt und mit dem er dem Gegendruck standhält. (Voigt)

o    Stärke und Macht müssen sein. Könnten wir im Zeitraffer das Wachstum eines Waldes verfolgen, so müssten wir beeindruckt, vielleicht erschüttert sein von dem Kampf all dessen, was dort wachsen will, um Boden, Luft, Licht und Nährstoffe.

o    Obwohl der Mensch als sittliches Wesen um das Recht des andern weiß, wird auch er, solange er Sünder ist, sich gegen andere durchsetzen und sie verdrängen. Es bedarf darum von „oben“ her der Sicherung des Lebensrechtes aller. (Voigt)

o    Es reizt uns, unsere Überlegenheit darzustellen und andere spüren zu lassen, dass wir es in der Hand haben, uns, wenn es sein muss, auch gegen ihren Widerstand durchzusetzen. (Voigt)

o    Gefährlich ist das Spielen mit der Macht deshalb, weil es Gegenwirkungen (Feindseligkeit, Zorn, Angst) auslöst. Jeder, der Macht verwaltet, sollte bei allem Wissen um ihre Notwendigkeit ihren Gebrauch immer nur als unvermeidbares Übel ansehen und sich selbst ständig daraufhin prüfen, ob er etwa heimlich seine Macht genießt und sein Selbstbewusstsein an ihr steigert. (Voigt)

o    Es geht nicht nur gegen den gefährlichen Stolz, der sich auf Macht gründet, sondern auch gegen den Halt, den wir in der Macht suchen. (Voigt)

o    Wir sind immer wieder der Versuchung ausgesetzt, Vertrauen auf das zu setzen, dessen wir mächtig sind. Westermann verweist auf die Psalmdichtung: Wie oft sind da die Mächtigen die Feinde der Beter! (Voigt)

o    Macht „Stärke“ eine Situation sicherer? Würde „Schwäche“ sie sicherer machen? (Voigt)

o    Wenn wir uns nicht Gottes rühmen lernen, was tritt dann an Gottes Stelle? Der Text will im Sinne des ersten Gebotes verstanden sein: Nichts in der Welt darf zu Gott in Konkurrenz treten. Indem wir weltgläubig, in unserm Falle („Stärke“) machtgläubig werden, bescheinigen wir Gott, dass wir mit Ihm nicht mehr rechnen, sondern uns nach einer anderen Bezugsgröße unseres Vertrauens umsehen. (Voigt)

o    Der Text drängt uns, an unserer eigenen schuldhaften Vergangenheit die „Gläubigkeit“ zu studieren, in der nahezu eine ganze Generation dem Götzendienst der Macht verfallen war. (Voigt)

o    So sehr auch die Götzen ihre Anbeter in ihren Bann schlagen und versklaven und so unbarmherzig sie ihre Opfer fordern – zuletzt steht die Macht nicht mehr im Dienst eines Zieles, sondern setzt nur noch alles zu ihrer Selbsterhaltung ein. Die Götzen können sich nicht halten, denn Gott ist nur „Einer“! Klug ist, wer ihn kennt. (Voigt)

o    Auch hier geht es beim Erkennen Gottes nicht um ein theoretisches Zur-Kenntnis-Nehmen, sondern um die Kommunikation zwischen Gott und uns in personhafter Gemeinschaft. Die Macht, ohne die die Welt nicht sein kann, wird jetzt an einen anderen Ort versetzt. Sie ist nicht mehr Höchst- und Letztwert. Sie wird, weil Gott der Herr ist, zum bloßen Mittel. Auf sie fällt scharfes kritisches Licht – von Gott her. Machteinsatz hat im Dienste von „Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit“ zu stehen. (Voigt)

o    In dem Maße, in dem wir glauben, können wir der Macht nicht mehr verfallen sein – weder indem wir ihr vertrauen, noch indem wir sie fürchten. (Voigt)

o    „Klug werden“ (23) Gesenius gibt an: achtgeben, einsichtsvoll betrachten, Einsicht haben, verständnisvoll sein, klug und richtig handeln. Dies alles, indem wir Gott erkennen! (Voigt)

o    Gott bleibt Gott, und das Geschaffene ist Ihm unterworfen, auch wo es alle Macht zusammenballt. (Voigt)

o    Allen Götzen gegenüber ziemt sich heilige Respektlosigkeit. (Voigt)

o

o    Wir als Christen, als Fromme, als Kirchenleute sind oft besonders gefährdet an der Stelle, wo es um „Weisheit“ geht. (Voigt)

o    Klug sein, indem man Gott erkennt: Das wäre ja nun eigentlich das, worum es in der „Weisheit“ geht. Aber genau hier lauert die größte Gefahr. Der sich rühmende, d.h. aber, der auf sich selbst setzende, der eigenmächtige und darum Gott nicht mehr bedürftige, der, wenn man so will, gottloseste Mensch ist der Fromme, der sich seiner „Weisheit“, also seiner frommen Erkenntnis und Erfahrung rühmt. (Voigt)

o    Der Mensch will auf sich selbst stehen und nicht von Gott abhängen, er will auf das bauen, was er selber ist, kann und vollbringt. Dies steckt hinter dem Selbstruhm. Im Frommsein ist der Selbstruhm am gefährlichsten, weil hier Gott zwar im Spiel zu sein scheint, aber in Wirklichkeit ausgeschaltet ist. (Voigt)

o    Stolz: Ich gefalle mir in der Pose des Frommen, ich sorge für Beifall und Bewunderung, ich höre es gern, wenn man mich für einen vorbildlichen Christen ansieht. Ich bin mit mir einverstanden, wie der Pharisäer in Lk 18. (Voigt)

o    Ein bisschen Propaganda für mich selbst – ich werd’s so wenig los wie meinen Schatten. Werde ich’s noch verlernen, mich zu rühmen? (Voigt)

o    Andere brauchen gnädige Vergebung – aber ich will Gerechtigkeit. (Voigt)

o    Es ist ja nicht so, wie in kirchlicher Verkündigung oder Lehre manchmal zu hören ist: Wir seien darin Sünder, dass wir an den Forderungen des Gesetzes scheiterten. Das mag es geben, sogar sehr oft. Aber Sünder sind wir gerade auch im Erfolg! Darum nämlich, weil dieser Erfolg Gegenstand des Selbstruhmes wird. (Voigt)

o    Auch hier geht es wieder um das erste Gebot. Der fromme Mensch, der heimlich denkt, er brauche Gott nicht (nie würde er das aussprechen!), setzt sich selbst an Gottes Stelle. Statt Gott zu rühmen, rühmt er sich. Statt sein Heil von außerhalb – nämlich von Gott – zu empfangen, sucht er es bei sich. Es scheint ihm sicherer, sich selbst zu verteidigen als auf die Gnade angewiesen zu sein. (Voigt)

o    Die Barmherzigkeit Gottes ist für uns Mensch geworden, und Recht und Gerechtigkeit stehen nun, wegen des Kreuzes Christi, unter dem Vorzeichen dieser Barmherzigkeit. (Voigt)

o    Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit sind in Jesus Christus eines geworden. (Voigt)

o    Eine neue „Weisheit“. Sich dessen rühmen, dass man – mit leeren Händen – zum barmherzigen Gott gekommen ist und Ihn – in Christus – als den Gott-für-uns kennt, das ist kein fragwürdiger Ruhm mehr, denn hier wird nun ohne Wenn und Aber Gott gerühmt. (Voigt)

o    Unser neuer, ganz anders gearteter Ruhm liegt in dem, was Christus an uns getan hat. (Voigt)

o    Was aber ist denn Weisheit, Klugheit und Wahrheit, wenn nicht dies: Gott ernstnehmen und Ihn erkennen. Das ist alles! (Schneider)

o    Verzicht auf Selbstruhm ist nicht Ich-Verneinung (Röm 12,2; 2Kor 10,13). Jedes Rühmen ist ein geschenktes Rühmen und wurzelt in dem Kindschaftsverhältnis des Christen und in der Danksagung dafür. Sich des Herrn rühmen ist kein „Protzen mit Gott“, sondern – wie 2Kor 12,1-10 deutlich macht – ein Stehen im Leiden um des Kreuzes Christi willen. (Schneider)

o    Der Wunsch nach Anerkennung und Lob ist dem Menschen angeboren (Gradwohl)

o    Ein Sprichwort sagt: „Eigenlob stinkt, Freundlichkeit hinkt, Feindeslob klingt.“ (Gradwohl)

o     Erziehung beruht auf Lob und Tadel, Belohnung und Strafe. Die positiven Mittel sind den negativen vorzuziehen. (Gradwohl)

o    Wo äußere Schönheit sich mit innerer Schönheit, mit charakterlicher Integrität verbindet, kann das Lob nicht ausbleiben (Hld 6,9) (Gradwohl)

o    Gott „wünscht nicht die Stärke des Pferdes, will nicht die Schenkel des Mannes, sondern Er wünscht jene, die ehrfürchtig auf Seine Liebe hoffen. (147,10f). (Gradwohl)

o    Kimchi schreibt: „Wenn es unter euch Weise gibt, so sollen sie sich ihrer Weisheit nicht loben. Sie nützt ihnen nichts, nachdem sie … nicht auf Gottes Wegen wandelten. Gibt es unter euch Starke, so sollen sie sich ihrer Stärke nicht rühmen. Sie wird sie nämlich weder vor dem Tod noch vor der Gefangenschaft retten können. Auch der Reiche rühme sich nicht, denn der Reichtum rettet ihn vor der Gefangenschaft nicht. (Gradwohl)

o    Hätte Salomo seine Weisheit vernünftig eingesetzt, Simson seine Stärke und Ahab seinen Besitz, so hätte auch Gutes aus den drei Gaben erwachsen können. (Gradwohl)

o    Wer ist weise? Wer von jedem Menschen lernt. Wer ist stark? Wer sich selbst („seinen Trieb“) bezwingt. Wer ist reich? Wer sich an dem freut, das er besitzt. Wer ist geehrt? Wer die Menschen ehrt. (Sprüche der Väter in Gradwohl)

o    Mit 23 wird das Verhaltensmuster geändert. Die Ichbezogenheit des „weisen“, „Starken“ und „Reichen“ hört auf, Gott tritt ins Zentrum des Denkens. (Gradwohl)

o    Der wirkliche Lobpreis, dessen „sich rühmt, wer immer sich rühmt“, liegt im „Einsichtigwerden“ und in der Kenntnis Gottes. (Gradwohl)

o    Der „Erkennende“ sucht Gott (Ps 14,2 = 53,3), will Seine Wege erforschen. Er schließt sich Gott an, wie ein Mann seiner Frau, wenn er sich „erkennt“ (1Mo 4,1; Jer 1,5) und mit ihr die intimste eheliche Beziehung eingeht. (Gradwohl)

o    Kimchi: „Gott erkennen“ bedeutet, einsehen, dass Er der Erste und Einzige ist, der Körperlose, der Schöpfer des Alls und dessen Lenker, der die ganze Welt mit Seiner Weisheit leitet. „Gott erkennen“ ist identisch mit dem Nachahmen göttlichen Tuns, mit der Verwirklichung von Liebe, Recht und Gerechtigkeit. (Gradwohl)

o    Liebe ist das Übermaß des Wohltuns, das man jemand Wohltaten erweist, der darauf durchaus keinen Anspruch hat … (oder), dass man einem, dem die Wohltat gebührt, mehr Wohltat erweist, als ihm gebührt. (Maimonides in Gradwohl)

o    Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit sind in Herzensgüte zu vollbringen, ansonsten hören sie auf, Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit zu sein. (Freedmann in Gradwohl)

o    Der Mensch soll Gott „erkennen“ und wissen, dass Er Liebe, Recht und Gerechtigkeit auf der Erde realisiert. … Was bedeutet das konkret? Jer 22,16 gibt die Antwort. (Gradwohl)

o    Die Erkenntnis Gottes führt zum Eintreten für den Schwächeren. … IHN nachahmend! (Gradwohl)

o    Bei einem Verlöbnis (Hos 2,21f) übernehmen selbstredend beide zukünftigen Ehepartner die Verpflichtungen. Wenn demnach Gott, der sich die „Braut“ Israel angelobende „Bräutigam“, sich zu „Recht und Gerechtigkeit, Liebe und Barmherzigkeit“ bereitfindet, muss auch Israel dazu bereit sein. Gott setzt das Ziel, das Er realisiert, und erwartet von Israel dieselbe Marschrichtung. (Gradwohl)

o    Die Reihenfolge der Begriffe „Liebe“, „Recht“ und „Gerechtigkeit“ ist kein Zufall. Sie entspricht der Reihenfolge von „Weiser-Starker-Reicher“. (Gradwohl)

o    Wer die Wege der Weisheit einschlägt, übt die Liebe. Die Frucht der Stärke ist das Recht; denn der Starke kann – anders als der Schwache – dem Recht zum Durchbruch verhelfen. Die Frucht des Reichtums ist die Wohltätigkeit (Gerechtigkeit), was dem Armen weniger möglich ist. (Gradwohl)