54-4 Kain und sein Leben – 1Mo 4,1-16a

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1Mo 4,1-16a

1.    Exegese

1.1 Schreibe den Text ab und finde heraus wer handelt (evt. handeln soll) und Was Warum gemacht wird (werden soll)!

1.2 Beantworte folgende Fragen zum Text:

o    Beachte wie hier das Wort „erkennen“ benutzt wird!              1

  • Spricht die Bibel da über den ersten Geschlechtsverkehr zwischen Adam und Eva?

o    Was meint Eva mit ihrem Freudenausruf?

  • Worüber freut sie sich?
  • Was meint Eva mit: „Mann gewonnen“?
  • Welche anderen Übersetzungsmöglichkeiten gibt es für 1c?

o    Was meint das Wort „danach gebar sie Zwillinge?                2

  • Warum freut Eva sich nicht so über Abel wie über Kain?

o    Beachte die verschiedenen Berufe der Brüder.

o    Wer ergreift die Initiative zum Opfern?                                  3

o    Was ist ein Opfer?

  • Warum bringt man Opfer?
  • Warum opfert Kain Früchte?

o    Warum betont die Bibel von den „Erstlingen“ und vom „Fett“? 4

o    Wer ist der „Herr“?

  • Warum sieht der Herr gnädig auf Abel und sein Opfer?

o    Was heißt gnädig?

o    Beachte das Bindewort des Kontrastes: „aber“!                     5

o    Warum sah der Herr Kains Opfer nicht gnädig an?

  • Darf der HERR so etwas?
  • Warum war Kain so beleidigt?
  • Oder war es Neid? Was ist Neid?

o    Beachte Gottes seelsorgerlichen Umgang mit Kain!              6-7

  • Was ist „fromm“?

o    Wer oder Was ist die Sünde?

  • Wie kann die Sünde Verlangen haben?
  • Wie kann man über die Sünde herrschen?

o    Warum ergreift Kain nach diesem Gespräch die Initiative?     8

  • Warum gerade aufs Feld?

o    „Schlug ihn tot“ à das erste Mal, dass aus einem menschlichen Körper eine Leiche wurde – Was für ein Erlebnis / eine Erkenntnis!

o    Wer beginnt wieder das Gespräch?                                     9

  • mit 3,9!
  • Über welche Menschen könnte Gott uns so fragen?

o    Beachte die Lüge und die Frechheit in 9b!

  • Warum lügt Kain?

o    Beachte das „aber“ Gottes!                                                 10

  • Gott wartet nicht mehr!

o    Was ist mit der „Stimme des Blutes“ gemeint?

  • Wie „schreit“ Blut?

o    „Und nun“ !!! – das Urteil!                                                     11

o    Was ist „Fluch“, „verfluchen“?

  • Ein Mensch wird von Gott verflucht!
  • Welche Menschen wurden noch von Gott verflucht?

o    „Arbeit ohne Ertrag“!                                                           12

  • Was meint „unstet“?
  • Wie ist das Wort „flüchtig“ hier zu verstehen?

o    Was meint: „sollst du sein“?

o    Kain bricht zusammen! Warum?                                          13

o    Beachte die verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten!

o    Beachte die Betonung „Siehe“!                                            14

  • Beachte das „Du“! – Was will Kain damit sagen?

o    Hat Kain Todesangst?

o    Was ist mit dem „Angesicht des Herrn“ (vgl 16) gemeint?

o    Beachte Gottes „aber“!        Warum steht das hier?              15

o    Benutzt Gott das Prinzip der Abschreckung?

  • Gott erbarmt sich des Mörders!!!

o    Trennung!!!                                                                         16

  • Was bedeutet der Name „Nod“?

1.3 Gliedere den Text in Abschnitte und gib Überschriften

o

o

o

o

1.4 Formuliere den Hauptgedanken des Textes in einem Satz!

Etwa so: Der Autor wollte seinen Lesern sagen, …

o

1.5 Verschiedene Vorschläge zum Text:

1.5.1     Für die Gliederung

1.5.2     Für den Hauptgedanken

hier

1.6 Neutestamentliche Gedanken

o    Völlige Vergebung in Jesus Christus

o    Der Schächer am Kreuz

o    Jesu heißester Wunsch: Liebt einander!

o    Es gibt auch im NT die Gottesferne und ein Verlorensein

o    Mt 25,31ff; Lk 10,29ff

2     Homiletik

2.1 Wo trifft der Hauptgedanke des Textes das Leben meiner Gemeinde?

Formuliere ein Predigtziel als Satz!

o

2.2 Plane / gliedere einen Weg zu deinem Predigtziel!

o

o

o

o

2.3 Verschiedene Vorschläge zur Predigt:

hier

2.4 Sammle Beispiele, Zitate und Anwendungsideen:

o    Auf den Abfall von Gott folgt der Zerbruch zwischen den Brüdern; die Sünde zwischen Mensch und Gott wird zur Sünde zwischen Mensch und Mensch. (Bräumer)

o    Für Gott aber bleibt das Menschenleben heilig und unantastbar. Mord ist für Gott eine Schuld, für die es keine Entschuldigung gibt. Gott ruft den Mörder zur Verantwortung. (Bräumer)

o    Die jüdische Exegese ist im Recht, die unter Berufung auf die wörtliche Übersetzung: „Adam hatte Eva erkannt“ (1) daran festhält, dass der Mensch längst geschlechtliche Gemeinschaft hatte, bevor er gesündigt und aus dem Garten verstoßen worden war. (Bräumer)

o    Der Name Kain kommt in AT als Eigenname vor. Kain wird in den späten Schriften des AT zum Typus des Bösen, des „Ungerechten“, und im NT zum „Mörder des Unschuldigen“ (Bräumer)

o    Wie Adam beim Anblick Evas in einen Jubelruf ausbricht (2,23), so stimmt Eva gleich nach der Geburt ihres Sohnes einen Lobruf an. … „Ich habe geschaffen einen Mann, den Jahwe.“ Die jauchzende Begrüßung des Erstgeborenen durch Eva gehört zu den geheimnisvollen Sätzen des AT. … Vor allem die Aussage, sie habe Jahwe, den Erlöser, hervorgebracht. (Bräumer)

o    Eva sieht in ihrem Erstgeborenen jenen Samen, der das Haupt der Schlange zermalmen soll, und begrüßt ihn als Erlöser, als Jahwe. … Die „Lebensmutter“ (Eva), das heißt die Mutter der trotz des Sterbens der Einzelnen zum Fortleben bestimmten Menschheit, sah bereits im Wunder der ersten Geburt die Gottesverheißung der Erlösung erfüllt. (Bräumer)

o    Viele nehmen an, dass Kain und Abel Zwillinge sind (2). (n. Bräumer)

o    Die Geburt Abels verlief ganz anders und war mit ungleich anderen Erwartungen verbunden. Es findet keine Begrüßung statt, auch keine Namenserklärung. Abel kommt im AT als Name nicht mehr vor. … Das dem Namen Abel zugrundeliegende hebräische Wort heißt „Hauch, Nichtigkeit“. Der Name atmet Resignation und enttäuschte Hoffnung. … Gleichzeitig steckt in dem Namen Abel das prophetische Vorgefühl der Kürze und Nichtigkeit des menschlichen Lebens. (Bräumer)

o    Das Zerbrechen der Bruderschaft und der Weg zum Mord begannen nicht mit der Aufteilung der Berufe, sondern mit der Trennung im Gottesdienst. Kain und Abel dienten Gott auf verschiedenen Altären. (Bräumer)

o    Kain bringt Gott die Frucht, die ihm als erste in die Hand kam. Er wollte seine religiöse Pflicht erfüllen und bringt einfach Früchte. Abel dagegen ist entschlossen, Gott das Beste aus seinem Besitz zu schenken (4). … Gott beurteilt die zwischen der Person und ihrer Gabe waltende Beziehung. So nahm Gott Abel und sein Opfer an als einen Ausdruck herzlicher Dankbarkeit. (Bräumer)

o    Kain wird von brennendem Neid gepackt und vom Zorn übermannt. (Bräumer)

o    Das erläuternde und werbende Gotteswort an Kain (7) nennt Cassuto eine der schwierigen und dunkelsten Stellen der Bibel. … Hier drei Varianten von Auslegern, die an diesem Vers 7 nicht kapitulierten:
Arnold Ehrlich: „Nicht wahr: wenn du die erlittene Zurücksetzung erträgst, dann ist es recht; wo nicht, unterliegst du bei erster Gelegenheit zur Sünde, zumal er (Abel) der Untergeordnete ist und du über ihn herrschst.“
Gustav Closen
(Jesuitenpater): „Nicht wahr, wenn du Gutes tust, gibt es Aufnahme bei Gott. Wenn du aber nicht Gutes wirkst, ist dann nicht am Tore Sünde?, ein Dämon, dessen Verlangen auf dich geht, und du sollst über ihn herrschen.“
Umberto Cassuto
(Jude) deutet das „erheben“ mit „Aufsehen ohne Scham und Scheu“. Es ist das Gegenteil vom Hängenlassen des Kopfes: „Nicht wahr, Kain, du hast keinen Anlass, den Kopf hängen zu lassen. Tue Gutes, und du wirst fest auf deinen Füßen stehen in aufrechter Haltung. Doch wenn du dich weigerst, Gutes zu tun, und dich für die Sünde entscheidest, dann wird die Sünde zu einem lagernden Löwen. Sie will dich niederringen, so dass alles an dir Sünde wird. Doch noch bist du der Macht der Sünde nicht ausgeliefert, und wenn du nur das Verlangen danach hast, kannst du ihr widerstehen und sie überwältigen. Du bist frei von ihrem Einfluss. Du bist der Herr der Sünde.“ (vgl. mit Jak 4,7; 1Petr 5,8-9) (Bräumer)

o    Kain sucht selbst die Konfrontation mit seinem Bruder. Er wartet nicht auf eine Gelegenheit zur Sünde, sonder er schafft diese selbst (8). Kain beschleunigt die Sünde.

o    Sie treffen sich auf dem Feld – entfernt von den Eltern – in einer Gegend, wo kein Mensch sie sehen oder hören kann. Für Abel bestand keine Chance, zu schreien oder um Hilfe zu rufen, und für Kain keine Gefahr, beobachtet zu werden. In der Einsamkeit des Feldes verwandeln sich der Neid und der Zorn Kains zu teuflischem Hass und tierischer Rohheit. (Bräumer)

o    Der Hass macht die Welt zu eng für zwei Menschen. (Bräumer)

o    Kain maßt sich das Recht des Schöpfers über Leben und Tod an und wird in seinem Hass zum ersten Mörder. Er, der der Sünde hätte widerstehen können, schlägt Gottes Angebot in den Wind und wird von der Sünde beherrscht. (Bräumer)

o    Abel, der unschuldig Ermordete, wird der erste Märtyrer der Welt. Abel wird der Repräsentant der Gemeinde, die von der Welt gehasst und bis aufs Blut verfolgt wird. (Bräumer)

o    Abel – und nicht Kain, wie ursprünglich vermutet – wird zur Vorabschattung Jesu. Jesus, der Erlöser, geboren von einer Frau, wird von seinen Brüdern erschlagen, und damit bringen sie über sich „das gerechte Blut, das …“ (Mt 23,35). (Bräumer)

o    Kain scheint Abel sofort nach dem Mord verscharrt zu haben. Es sieht so aus, als ob nichts geschehen ist. (Bräumer)

o    In Bezug auf Kain schreibt Martin Luther folgende Sätze: „Kain sündigt zunächst mit seiner Vermessenheit und Unglauben, dass er sich der Erstgeburt überhebt und denkt, Gott werde an ihm Gefallen haben seines Verdienstes halber. Dieser Hoffart und Ruhm eigener Gerechtigkeit folgt Neid und Hass gegen den Bruder, nachdem er gewisse Anzeichen hatte, dass er ihm vorgezogen wird. Diesem Neid und Hass folgt dann Heuchelei und Lüge, dass er seinem Bruder, den er doch tot haben will, freundlich zuspricht, damit er ihn desto mehr sicher mache. Auf die Heuchelei folgt der Totschlag. Dem Totschlag folgt, dass er die Sünde noch entschuldigen will. Der letzte Grad, der bald hernach folgt, ist die Verzweiflung, welche dann der schwere Fall aus dem Himmel in die Hölle ist.“ (Bräumer)

o    Wo immer Kain auch war, Gott stellte sich ihm in den Weg. Die Frage Gottes lautet nicht wie damals an Adam: „Wo bist du?“, sondern „Wo ist dein Bruder Abel?“. Die Verantwortung, die Gott von Kain fordert, ist die Verantwortung für den Bruder. … Gott will Kain veranlassen, seine Schuld zu bekennen. (Bräumer)

o    Kain lügt Gott nicht nur frech ins Angesicht, sondern macht sich sogar lustig über Gott (Soll ich den Hirten hüten?). Er zeigt Gott die kalte Schulter und sagt damit, dass er nicht wie Adam und Eva bereit ist, sich einem Verhör zu stellen. Deshalb deckt Gott die Schuld selbst auf und überführt Kain (10). (Bräumer)

o    Das vergossene Blut hat eine für Gott vernehmbare Stimme. (Bräumer)

o    „Vergossenes Blut lässt sich nicht zuschaufeln“ … Das wichtigste Wort in dem Satz (10) ist das „zu mir“. Es gibt Einen, zu dem das Blut des Erschlagenen schreien kann, und dieser Eine ist der Schöpfer allen Lebens. (Bräumer)

o    Zum dritten Mal ist in der Urgeschichte vom Fluch die Rede. Erst die Schlange, dann der Erdboden – Jetzt aber trifft der Fluch den Menschen. Adam war nicht verflucht worden, aber Kain. Mit Kain beginnt die außerordentliche Möglichkeit eines Lebens unter dem Fluch. (Bräumer)

o    Im ganzen AT gibt es keinen Fluch mehr über einen Menschen, bei dem Gott der Fluchende ist. … Der Fluch hat absondernde und aussondernde Kraft. (Bräumer)

o    „unstet“ bedeutet in seinem Grundwort „hin und her bewegen“. Es kann aber auch so viel heißen wie „fliehen“ oder auch „verscheuchen“. (Bräumer)

o    „flüchtig“ bedeutet im Hebräischen: „beben, zittern, geschüttelt werden, taumeln“. Das Dasein Kains ist eine gejagte und gehetzte Existenz. Vergleiche Ps 109,9-19. (Bräumer)

o    Beide Übersetzungen (13): „meine Sünde ist zu groß“ und „meine Strafe ist zu groß“ sind einseitige Entscheidungen. Das hebräische Wort umfasst sowohl die Sünde als auch die Strafe. (Bräumer)

o    Wie das Schreien des Blutes des Getöteten nicht im Leeren verhallt, so wird auch die verzweifelte Klage des Mörders gehört. Das Geschöpf bleibt, wie weit es sich auch von Gott entfernt und wie tief die Schuld auch sein mag, in die es fällt, immer noch in Hörweite zu seinem Schöpfer. (Bräumer)

o    Gott verwandelt den hoffnungslosen Fluch in Strafe, das heißt in einen Stand mit einer Chance. (Bräumer)

o    „Nod“ ist kein geografischer Name. Nod bedeutet „Land des unsteten Lebens“ Es meint das Leben in der Gottesferne. (Bräumer)

o    Kain lebt ein Leben auf des Messers Schneide, zwischen leben dürfen und sterben müssen. (Bräumer)

o    Gott aber bleibt seinem Menschen treu. Jesus wird der Schlange den Kopf zertreten. Anstelle des dunklen und unerklärlichen Kainzeichens (15) tritt das Erlösungs- und Schutzzeichen des NT, das Kreuz Christi. (Bräumer)

 

o    Die vertriebenen, der „Unsterblichkeit“ beraubten Menschen denken an ihren Nachwuchs, an ihre Zukunft. (Gradwohl)

o    Die Entstehung neuen Lebens kennt die Frau bisher nur als Jahwes Werk (1). Sie hat es fertiggebracht, dass das Leben(vgl. 2,17) weitergeht! (Voigt)

o    Eva: „Ich habe geschaffen“, ich bin zur Bildnerin geworden. (Gradwohl)

o    Es geht in der Erzählung nicht um das „ewige Leben“, sondern um das Überleben. (Gradwohl)

o    Die beiden Brüder teilen sich die Aufgaben bei dem Nahrungserwerb. … Das Fleisch der Schafe kann er zwar nicht essen, weil der Fleischgenuss erst in Noahs Zeit gestattet ist (1Mo 9,3) …, doch stehen ihm die Milch und ihre Produkt, die Wolle und die Haut der Schaf zur Verfügung. (Gradwohl)

o    Die Schrift betont, dass Abel „vom Besten“ (4) geopfert hat, weil nur das Beste für ein Opfer gut genug ist. … Bei Abels Opfer steht ein Suffix: „von den Erstlingen seiner Schafe“. Neben dem Besten hat Abel auch das Eigene Gott hingegeben. Gott forderte das Opfer nicht. Doch wenn Ihm ein Opfer dargebracht wird, muss es vorzüglich sein, sonst ist es wertlos (Mal 1,6ff). … Neben der Gabe ist auch die Persönlichkeit des Spenders von Bedeutung. (Gradwohl)

o    Nimmt Gott die Gabe an, so liegt darin, dass Er auch ferner geben will. Die Nichtannahme bedeutet in Folge Benachteiligung auf dem Felde. … Ungleichheit bewirkt Konflikte (5). (Voigt)

o    Westermann stellt schön heraus, dass die Kapitel 2+3 einerseits und 4 andererseits „Urbeziehungen“ der Menschen darstellen: Mann und Weib – Bruder und Bruder. (Voigt)

o    Die Perikope lehrt uns, dass das Recht des Mitmenschen nicht erst da verletzt ist, wo Blut fließt. Abel ist überhaupt der niedergehaltene, ausgebeutete, misshandelte und beleidigte Mensch. Die unmittelbare Zerstörung seines Lebens ist immer nur der Grenzfall. (Voigt)

o    Gott fragt den Mörder: „Wo ist dein Bruder Abel?“ Gott weiß es, Kain weiß es, wir wissen es. Was wir nicht so sicher wissen, ist die Frage, wo Kain ist – der Bruder, der an seinem Bruder schuldig wird. (Voigt)

o    Es gibt viele große „Kains“, die mit Gewalt ihren Weg gehen und sie sind gar nicht so anders als ich. … Ich kann aber nicht mehr einfach auf die großen „Kains“ hinweisen (denen ich folge), seit ich in der Schule Jesu gelernt habe: Schon wer seinem Bruder zürnt oder ihn verächtlich macht, handelt gegen das 5. Gebot. Jesus gräbt die Wurzel auf. Er fragt nach dem Zustand meines Herzens und nach dem menschlichen Klima, in dem das Böse gedeihen kann. … Viele – an sich harmlose – Wassertröpfchen machen die reißende Flut. (Voigt)

o    Die zwei Brüder waren verschieden. Das müsste sie weder trennen noch gar gegeneinander aufbringen. Jeder bringt seinem Gott die Dankes- und Bittgabe dar, die aus dem Ertrag seiner täglichen Arbeit stammt. Aber Gott stellt sich unterschiedlich zu den beiden Opfern. Warum? … Der Text begründet die ungleiche Annahme des Opfers nicht. Gott „sieht“ nur die Gaben verschieden an, und das bedeutet, dass Kain im Ertrag des nächsten Jahres benachteiligt sein wird. … Die Brüderlichkeit der Menschen zerbricht an den „Interessen“, am Egoismus, am Neid. (Voigt)

o    Auf wen ist Kain wütend? Auf seinen Bruder, auf Gott? … Sein Zorn ist jedenfalls verständlich, und Gott versteht ihn und sucht Kain bei der Überwindung seines seelischen Tiefs zu helfen. … Doch Kain verschließt sich der Ermahnung Gottes. Er besitzt die Willensfreiheit, die Entscheidung zum Guten hin wie zur Sünde. Er besitzt die „moralische Autonomie“. (Gradwohl)

o    Die Gemeinheiten und Untaten in der Menschheitsgeschichte haben meist Motive, die die Täter als ehrenwert verteidigen. … Hier: Der grimmige Zorn entsteht daran, dass einer seine Interessen als Ansprüche gegenüber Gott ansieht. (Voigt)

o    Siebenmal kehrt im Text das Wort „Bruder“ wieder. (Gradwohl)

o    Kain weiß, dass er Unrecht getan hat. Wäre er sich seiner Schuld nicht bewusst, würde er die Wahrheit sagen (9). … So schlagfertig sind wir, wenn wir unrecht haben! (Voigt)

o    Das Leben geht weiter, reden können nur noch die, die „davongekommen“ sind, und – die am Tod der anderen Schuldigen! Aber Gott hört das Schreien! (10). (Voigt)

o    Ist seine Tat als Totschlag oder als Mord, d.h. als vorsätzliches Töten anzusehen, nachdem Kain nicht hat wissen können, dass ein Mensch stirbt, wenn man gewaltsam auf ihn losschlägt? (Gradwohl)

o    Das Entscheidende sagt Vers 14: Der Mörder kann nicht unter Gottes Augen bleiben. Kain ist aus der Nähe Gottes verbannt. … Wo Gott nicht ist, gibt es kein bewahrendes Gesetz. … Der Verfluchte ist schutzlos. (Voigt)

o    Jeder einzelne Mord, jeder Terrorakt, sogar jeder auf Leichtsinn zurückzuführende Verkehrsunfall löst Entsetzen aus, auch bei Gott. (Voigt)

o    Es gibt, weil die Welt sündig ist, keinen Staat ohne Machtausübung. (Voigt)

o    Wo Menschenblut fließt um des bloßen Gewinns willen, kann Gottes Warnung nichts fruchten. Da sind die Dinge eiskalt durchkalkuliert, einschließlich des Risikos. … Gott hat wenig Erfolg mit seinen Mahnungen. (Voigt)

o    Gravierend ist ein Mord, nicht nur, weil er Menschenleben vernichtet, sondern weil er zudem alle jene Menschen auslöscht, die vom Ermordeten abstammen könnten. (Gradwohl)

o    Innerer Überdruck – irgendwann platzt der Kessel. Ist der kritische Punkt überschritten, kommt jedes Wort zu spät. Nicht die Explosion belastet den Täter, sondern dass er den Kessel aufgeheizt hat. (Voigt)

o    Deine Einstellung macht es! Immerzu Schlimmes über Mitmenschen denken – klar, dass es dann eines Tages „kracht“. (Voigt)

o    Wenn du unwillig, mit aller Welt und Gott zerfallen und negativ eingestellt bist, dann halt die Tür fest zu! – Kain ist der Gefährdete. Er sollte das wissen. Zu schnell ist die Tat geschehen. (Voigt)

o    Wo ist Kain? Nicht weit jedenfalls …, sogar in den bösen Wurzeln, die man im eigenen Herzen entdeckt. (Voigt)

o    Aber Kain empfängt Gnade. Es soll also nicht dabei bleiben, dass Kain gänzlich von Gott getrennt und seinem Wirken entzogen ist. … Keiner ist so weit von Gott entfernt, dass nicht auch sein Leben durch Gottes „Schutzzeichen“ bewahrt würde. (Voigt)

o    Der Rechtsschutz Gottes schafft Kains Schuld nicht aus der Welt. Kain kann weiterleben – das ist alles. (Voigt)

o    Kain wird zu einem gehetzten, nach Nahrung, aber zugleich auch nach einem potentiellen Bluträcher Ausschau haltenden Menschen. … Erst die Aussicht auf eine grauenvolle Zukunft vermag ihn aufzurütteln. … Im Anblick des zerbrochenen Menschen schenkt Gott sein Erbarmen. … Vor dem Rächer muss er sich verbergen, vor Gott nicht. (Gradwohl)

o    Jesu Blut zetert nicht und verklagt nicht, sondern es schreit für uns nach Gottes Barmherzigkeit. Gott wurde Kains Bruder. Das Verbanntsein von Gott weg hat der Andere „Abel“ für Kain auf sich genommen. … Dieses „Abels“ Opfer hat Gott gleichfalls gnädig angesehen (4), und das genügt für uns alle. (Voigt)

 

o    Rückblickend zeigt sich, dass die Weisen Israels den Brudermord wohl als grauenhaftes Verbrechen anprangern, doch die Person des Mörders nicht aus dem Auge verlieren: (Gradwohl)

o    Kains Zorn ist nicht lobenswert, aber verständlich. Als der Erste, der Gott eine Gabe bringt, fühlt er sich vom Bruder, dem „Spielverderber“, der gleich das bessere Opfer aussucht (4), hintergangen. Gott wiederum hat seine Gabe verschmäht. War sie so schlecht, selbst wenn sie nicht aus dem Besten- den Erstlingen der Ackerfrüchte – bestand? (Gradwohl)

o    Gott ist an der Bluttat nicht ganz unbeteiligt, nicht ohne Mitschuld. Er war ein schlechter „Stadtwächter“, der den Dieb an seinem Unwesen nicht zu hindern suchte. Weshalb hat Gott dem Menschen den Trieb zum Bösen eingegeben? Kann sich der schwache Mensch der am Eingang (wie ein Raubtier) „lauernden Sünde“(7), die nach ihm „giert“ entziehen? Leicht ist es, von einer „Beherrschung der Sünde“ zu sprechen, schwer jedoch, sie zu erreichen. (Gradwohl)

o    Ein wesentlicher Milderungsgrund: Kain hat zwar gemordet, doch wusste er nicht voll und ganz um die Tragweite seines Tuns. Dazu passt, dass im ganzen Text nur „töten“, nicht aber „morden“, gebraucht wird. (Gradwohl)

o    Kain ist der schuldige, aber nicht der gottverlorene Mensch. Er ist zur Reue fähig, zum Eingeständnis des Verbrechens. Und deshalb verzeiht ihm der gütige Gott. Kain trägt seine Strafe, er ist ausgestoßen aus dem Kreis der Menschen, die den Brudermörder ächten, doch er bleibt Gott verbunden. Er bleibt Geschöpf. (Gradwohl)

o    Ein Mord ist schrecklich, aber selbst ein Mörder ist von Gott nicht verstoßen. Die Kraft des Gebets lässt auch sein Schicksal – seine von Gott verfügte Strafe – leichter werden. … Vor feindlichen Menschen gilt es sich zu hüten, vor Gott weiß sich auch der reuige Mörder sicher. In einer anderen Zeit sagt David: 2Sam 24,14; 1Chr 21,13. (Gradwohl)

Zwei Geschichten

o    Ein Dieb stiehlt in der Nacht kostbare Geräte und wird nicht ertappt. Am Morgen nimmt ihn der Stadtwächter fest. „Weshalb hast du diese Gefäße gestohlen?“ fragt er den Dieb. Der antwortet: „Ich bin ein Dieb und habe mein „Handwerk“ nicht gelassen. Deine Aufgabe aber wäre es gewesen, am Tor Wache zu halten. Warum hast du dein Handwerk gelassen, und jetzt fragst du mich (weshalb ich gestohlen habe). (Tanchuma in Gradwohl)

o    Und Kain ging weg von Gott (16) – er ging freudig weg. Da traf ihn Adam und sprach zu ihm: „Wie ist das Urteil ausgefallen?“ Er antwortete: „Ich habe Buße getan und mich (mit Gott) ausgesöhnt.“ Da streichelte ihm Adam das Gesicht und sprach: „So groß ist die Macht der Umkehr, und ich wusste es nicht!“ (Gradwohl)