Downloadlink: 63-1 Der hartherzige Knecht – Mt 18,21-35
Mt 18,21-35
1. Exegese
1.1 Schreibe den Text ab und finde heraus wer handelt (evt. handeln soll) und Was Warum gemacht wird (werden soll)!
1.2 Beantworte folgende Fragen zum Text:
- Warum spricht Petrus dieses Thema an? 21
- Auf was bezieht er sich im Textzusammenhang?
- Was ist „vergeben“?
- Was passiert beim Vergeben?
- Gibt es Stufen des Vergebens?
- Wann hat man vergeben?
- Woher weiß man, dass man wirklich vergeben hat?
- Warum ist dem Petrus die Anzahl wichtig?
- Wer ist mit Bruder hier gemeint?
- Was meint die „Sieben“ als symbolische Zahl?
- Was meint Jesus mit seiner Antwort? 22
- Was ist mit „Himmelreich“ gemeint? 23
- Was zeichnet einen König aus?
- Was meint „abrechnen“?
- Wie viel Tageslöhne sind 10.000 Zentner Silber? 24
- Hat der König ein Recht zu dem, was er tut? 25
- Aus welchen sozialen Schichten kommen König und Knecht?
- Könnte der Knecht sein Wort rein theoretisch erfüllen? 26
- Wie kam er zu solch einer Schuld?
- Wieso handelt der König so großzügig? 27
- Woher kommt das Erbarmen?
- Wer hätte schon solches Erbarmen?
- Wie viel Tageslöhne sind 100 Silbergroschen? 28
- Wann traf er seinen Mitknecht?
- Steht sein Mitknecht sozial unter ihm?
- Warum „packt“ und „würgt“ er ihn?
- Hat er ein Recht für seine Forderung?
- Hat er ein Recht seinen Mitknecht so anzugehen?
- Könnte der Mitknecht sein Wort erfüllen? 29
- „Er wollte aber nicht“ – Warum das? 30
- Woher diese Brutalität?
- Beachte „als aber“! 31
- Wie reagieren die Mitknechte?
- Ist das petzen?
- Was der Herr tut, ist das rechtens? 32-34
- Wie lautet das Urteil des barmherzigen Herrn jetzt?
- Warum diese Meinungsänderung beim König?
- Was war der Grund für des Königs Erbarmen?
- Was erwartete der König von seinem Knecht?
- Warum wurde der König zornig? Was hat diese Reaktion ausgelöst?
- Wer könnten die Peiniger sein?
- Wie lange müsste er abzahlen? Ist das realistisch?
- Was wollte Jesus damit sagen?
- Beachte „so“! 35
- Was wird Gott tun?
- Wem wird Gott „so“ tun?
- Ist dieser Vers eine Drohung?
- Welchen Bruder meint Jesus hier?
- Was meint „von Herzen“ vergeben?
1.3 Gliedere den Text in Abschnitte und gib Überschriften
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1.4 Formuliere den Hauptgedanken des Textes in einem Satz!
Etwa so: Der Autor wollte seinen Lesern sagen, …
o
1.5 Verschiedene Vorschläge zum Text:
1.5.1 Für die Gliederung
1.5.2 Für den Hauptgedanken
2 Homiletik
2.1 Wo trifft der Hauptgedanke des Textes das Leben meiner Gemeinde?
Formuliere ein Predigtziel als Satz!
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2.2 Plane / gliedere einen Weg zu deinem Predigtziel!
o
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2.3 Verschiedene Vorschläge zur Predigt:
2.4 Sammle Beispiele, Zitate und Anwendungsideen:
- Sechsmal ist in diesen zweieinhalb Kapiteln von Kp16 bis einschließlich Kap 18 von Petrus Worten die Rede. (Rienecker)
- Vers 22: 7×70= unbegrenzt
- „Knecht des Königs“ ist ein Titel höchster königlicher Beamter (Minister, Satrapen). (Voigt)
- Die Schuldsumme (abzuliefernde, aber veruntreute Steuergelder einer Provinz) ist maßlos hoch. 10.000 ist die größte Zahl mit der man rechnet, das Talent die größte Geldeinheit im ganzen vorderasiatischen Raum. (Voigt)
- Das Jahresgehalt von Herodes Antipas betrug etwa 200 Talente. (Rienecker)
- Der Mann bittet in hoffnungsloser Lage um „Geduld“ und Aufschub (26). Was er verspricht, wird er auch dann nicht halten können, wenn er meint, diesen Betrag aus seiner Provinz herauswirtschaften zu können. (Voigt)
- Der Mitknecht (28) dürfte ein kleiner Beamter sein, der dem Stadthalter oder Beamten untersteht. (Voigt)
- Die Pointe (33) des Gleichnisses. Das „εδει“ (sollen bei Luther) weist (vgl. die Leidensankündigungen) auf ein tiefes inneres Müssen. (Voigt)
- Warum Vergebung ohne Grenzen? Weil uns selbst von Gott eine unausdenkbar große Schuld erlassen ist. Ein „Schuld“: sowohl das aramäische, wie auch das hebräische und griechische Wort haben den Doppelsinn: Geldschuld erlassen und Sündenschuld vergeben. (nach Voigt)
- Die Gemeinde Jesu ist eine Zucht- und Kampfgemeinschaft wider alles Böse in ihrer Mitte. Die Gemeinde Jesu ist eine Gebetsgemeinschaft. Dass die Gemeinde Jesu eine immerwährende Vergebungsbereitschaft ist, das will uns die Frage des Petrus und das Gleichnis vom nicht vergebungsbereiten Knecht sagen. (Rienecker)
- Im Verständnis des Matthäus ist der barmherzige Rechtsverzicht ein Gleichnis für das Vergeben. (Voigt)
- Doppelt so oft wie der Jude und noch öfter will Petrus vergeben. Aber dann stellt er doch die dem jüdischen Denkstil gemäße Frage nach der Grenze. … Jesu Antwort die auf „grenzenlos“ hinausläuft, bedeutet einen Qualitätssprung. (Voigt)
- Christus sprengt mit seinem gewaltigen Wort auch dieses menschliche Maß des Vergebens. (Rienecker)
- Siebenmal vergeben, das ist eine Leistung. Das beweist geradezu eine Engelsgeduld. Da kann man nicht sagen: „nur 100 Denare“. Im Übrigen: Unsanft anpacken oder gar ihm an die Gurgel springen, das ist bei mir noch nicht vorgekommen. Ich erkenne mich in dem Gleichnis nicht wieder. … In der Tat, hier ist in grellen Farben gemalt. Man erkennt Jesu Malmanier genau wieder. Was er nahebringen will, stellt er gern in großer Übertreibung dar. Man denke an das Iota und das Häkchen, an die abgehackte Hand und das ausgerissene Auge, an das Kamel und das Nadelöhr, an den Splitter und den Balken. (Voigt)
- Splitter und Balken: genau das ist hier gemeint. Jesu verzerrende Verhältniszahlen wollen die in unserer Optik vorhandene Verzerrung korrigieren. (Voigt)
- Wahrscheinlich haben wir noch nicht erfasst, worum es Jesus eigentlich geht: Wir leben überhaupt nur von grenzenloser Vergebung. (Voigt)
- Es gibt viel Stoff für Konflikte in unserem komplizierten und störanfälligen Leben. Die Konflikte können „schicksalshaft“ sein: … Doch in das Schicksalhafte ist das Schuldhafte immer mit hineingemischt. (Voigt)
- Unser Verletzt- und Beleidigtsein erzeugt in uns den Scharfsinn eines Untersuchungsrichters und die Wächtergesinnung eines Staatsanwaltes. Noch schlimmer: wir erkennen Bosheit, wo gar keine ist; Feindseligkeit, wo es sich nur um Ungeschick handelt. (Voigt)
- Jesu Erzählung sagt nicht, ob die Mitknechte wissen, was in der ersten Szene (24-27) geschehen ist. (Voigt)
- Man muss sich nur in die bunte Welt der Gleichniserzählung hineinversetzen, an den Hof eines der Großkönige des alten Orients, eines „Menschenkönigs“, wie der griechische Text etwas ungelenk sagt, vor denen auch angesehene mächtige Staatsbeamte wie Provinzstadthalter nur „Sklaven“ sind und bei denen einer heute in hohem Ansehen stehen und morgen schon den „Folterknechten (34) ausgeliefert sein kann.
- Märchenhaft die Größenordnung, in der das Finanzwesen dieses Reiches geschildert wir: Riesensummen bringt eine Provinz auf und – Was für ein König! – Der Staatshaushalt verträgt es offenbar, dass die Schuld erlassen wird. – In dieser Szenerie sollen wir nun den großen Schuldner sehen, wie er, vor den Thron des Königs geführt, nur noch niederfallen und um Gnade bitten kann. Mit einem völlig irrealen, nur aus der maßlosen Angst erklärlichen Versprechen stottert er: Er werde „alles erstatten“. – Unfassbar, dass dieser Mann kurz darauf so hart mit seinem „Mitknecht“ umgeht und diesen – man sollte es nicht für möglich halten – in Gefängnis schickt.
- Es geht darum, dass wir begreifen: Keiner von uns ist in der sicheren Position der Überlegenheit und Unangreifbarkeit, aus der heraus er mit seinen Mitmenschen ins Gericht gehen könnte. (Voigt)
- Freiheitsentzug – „bis er alle seine Schuld getilgt hätte“; diese Limitierung klingt wie ein böser Hohn, denn eine solche Summe ist nicht zusammenzubringen, wenn man in Freiheit, Amt und Würden ist, geschweige denn vom Kerker aus. (Voigt)
- Hat der König das Verhalten gegenüber dem Mitknecht so schwer bestraft? Wir hätten, wenn wir so dächten, die Pointe verfehlt. Es geht um etwas Grundsätzliches. (Voigt)
- Woher er kommt, das macht seine Sünde so sündig! Anders gesagt: Einer, der vom Erbarmen lebt und selbst unbarmherzig ist, muss das empfangene Erbarmen wieder verlieren. Warum? (Voigt)
- Es geht darum, dass bei denen, „denen Barmherzigkeit widerfahren ist“ (2Kor 4,1), man könnte auch sagen: die in Christus Jesus sind, Gnade statt Recht ergangen ist. Da steht man auf einem ganz anderen Boden. Mit dem anderen abrechnen, dass könnte dann nur bedeuten, dass man den Boden der Barmherzigkeit, des Schulderlasses, der Vergebung wieder verlässt und auf die Ebene des Rechts zurückkehrt. Dies hat der „böse Knecht“ getan. (Voigt)
- Wir Menschen pflegen gern sehr „gerecht“ zu sein gegen dem Nebenmenschen, verharren im Rechtsstandpunkt ihm gegenüber, sehen seine Vergehungen gegen uns riesengroß und „wollen“ nicht vergeben. (Rienecker)
- Er hat, obwohl er doch auf grenzenlose Barmherzigkeit angewiesen ist, in seinem eigenen Verhalten das Recht gewählt, auf dessen Boden zu treten ihm selbst nur den Untergang bedeuten kann. (Voigt)
- Unsere Predigt wird deutlich zu machen haben, was es bedeutet und welche Folgen es haben muss, wenn wir in unserm Verhältnis zum Mitmenschen den tragenden Grund der Vergebung verlassen. (Voigt)
- Wer auf das Recht pocht, dem widerfährt das Recht – und das ist sein Verderben. Jesus sagt es deutlich genug. (Voigt)
- Wer nicht an Gottes Barmherzigkeit barmherzig wird und durch Gottes Vergebung vergeben lernt, hat die Gnade Gottes verscherzt. (Rienecker)
- Wir bleiben dabei, dass die Geschichte ein Gleichnis ist und der Schuldenerlass die Vergebung der Sünden meint. (Voigt)
- Die fünfte Bitte des Vaterunsers macht die Vergebung zum ständigen Gebetsanliegen. … Das Erbarmen des Königs meint Gottes Erbarmen mit dem Sünder. Ihm wird alle seine Schuld erlassen. (Voigt)
- Ein Wort des Königs ändert seine aussichtslose Lage völlig und verkehrt sie ins Gegenteil. (Voigt)
- Gott „erbarmt“ (es geht ihm durch und durch) sich seiner hoffnungslos verschuldeten Menschenkinder. So sieht es in seinem Herzen aus. Keiner wüsste es, wenn der einzige, der es wissen kann, es uns nicht gesagt hätte, mehr noch: wenn dieses „Erbarmen“ sich nicht in Jesus ereignet hätte. (Voigt)
- Das Gleichnis wird erzählt, ehe Jesus das Werk der Barmherzigkeit Gottes zu Ende gebracht hat. Im Gleichnis kostet es ein Wort, vielleicht eine Geste der Großzügigkeit und des Wohlwollens. In der Wirklichkeit kostet es Jesus das Leben. (Voigt)
- Wie groß die Schuld ist, wie hoch die Summe, die da geschuldet wird, offenbart genaugenommen erst der Karfreitag, jener einmalige Abrechnungstag Gottes. (Voigt)
- Gott muss es hinnehmen, dass wir nicht nach ihm fragen, aber wir können den Mitmenschen nicht tragen, der uns (nach unserer Meinung) nicht genug Vor Gott sagen wir ungescheut viel Verkehrtes; dagegen rächen wir jedes verkehrte Wort über uns an andern. Für Gott haben wir keine Zeit, kein Geld, kein Herz; wenn uns dagegen jemand nicht dankt und es an der Liebe gegen uns mangeln lässt, so dünkt uns das unerträglich! (Rienecker)
- Jesus geht es im Gleichnis darum, dass sich am Andern fortsetzt, fortpflanzt, was sich zuvor an mir ereignet hat und immer wieder ereignet. … Mein Vergeben erwächst aus dem Vergeben Gottes. (Voigt)
- Dadurch, dass mir vergeben wird, werde ich auf einen Standort gestellt, an dem das Nichtvergeben einfach nicht mehr möglich ist. … Aus einem von der Güte Gottes bestimmten „Ich kann nicht anders“. (Voigt)
- Glücklicher Schuldner, dem alle Schuld aus Gnade geschenkt wurde. Doppelt glücklich, wenn ihm aus dem Beschenktsein die Kunst und Gnade zuwächst, selber zu schenken, so dass die anderen daran froh werden. (Voigt)
- Die Vergebung ist das Herzstück der Gemeinde Jesu. Wo jeder Bruder dem andern von Herzen vergibt, da können zwei eins werden im Gebet, da können sie einander zurechtweisen, das Verirrte suchen, das Verderbliche überwinden, die Kleinen schützen und die Erniedrigten hochachten, da ist Jesus in ihrer Mitte. (Rienecker)
- Ich stehe mit einem alten Mann, einem wirklich gläubigen Gemeindeglied, auf der Straße und unterhalte mich. Da geht eine Frau vorbei und grüßt höflich. Kaum ist sie vorbei, verzerrt er sein Gesicht zu einer Grimasse und spielt ihre Heuchelei. Später erzählt er mir, dass die Frau mit ihrer Familie bei seinen italienischen Nachbarn vor Jahrzehnten jedes Wochenende bis 4 Uhr nachts durchgefeiert hatte. Das hat sie richtig gestört. Regelmäßig riefen sie die Polizei. Doch nichts änderte sich. Auch als seine alte Mutter schwerkrank und schwach aus dem Krankenhaus entlassen wurde, änderte sich nichts. Das hat ihn verbittert. Er erzählte mir, dass diese Frau schon lange freundlich grüßt, aber er kann es nicht. Was kann ich tun, damit mein Herz frei von Groll bleibt? Wie kann ich meinen Groll abbauen – besiegen?
- Als ich ein junger Mann war, besuchte eine alte Frau die Gemeinde, in der ich mitarbeitete. Immer wenn ein bestimmter Mann im Gottesdienst war, kam sie nicht. Das interessierte mich und ich besuchte sie. Der Mann war ihr Nachbar. Gegen ihn war sie völlig verbittert, weil er in der Nachkriegszeit einmal ein Huhn von ihnen gestohlen hatte. Das Ganze war damals über 40 Jahre her. Sie war eine Sklavin ihres Hasses geworden.
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