Downloadlink: 44-4 Schuld los sein – Joh 1,5-2,6
1Joh 1,5-2,6
1. Exegese
1.1 Schreibe den Text ab und finde heraus wer handelt (evt. handeln soll) und Was Warum gemacht wird (werden soll)!
1.2 Beantworte folgende Fragen zum Text:
o Was weißt du von Johannes, der diesen Brief geschrieben hat?
o Was ist hier mit „Botschaft“ gemeint? 5
- Wer ist mit „wir“ gemeint?
- Von wem haben sie diese Botschaft gehört?
o Was bedeutet „verkündigen“?
o Was ist das Besondere am Licht?
- Was bedeutet es, dass „in Ihm keine Finsternis ist“?
o Beachte die Kombination: „wenn …, so …“! 6
o Wann ist „Gemeinschaft“ wirkliche Gemeinschaft?
- Wie kann man „Gemeinschaft“ mit Gott haben?
- Wie sieht so eine Gemeinschaft praktisch aus?
o Was ist hier mit „Finsternis“ gemeint?
- Wie „wandelt“ man in der Finsternis?
o Beachte den zweimaligen Gegensatz zwischen „sagen“ und „wandeln“!
- Worin besteht die Lüge?
- Wie kann man die Wahrheit „tun“?
o Beachte das Bindewort „aber“! 7
- Wie kann man im Licht wandeln?
- Beachte, dass es hier heißt: Gemeinschaft „untereinander“!
o Was bedeutet der Ausdruck: „das Blut Jesu“?
- Warum ist Jesus der „Sohn Gottes“?
- Wieso werden wir durch das Blut Jesu „rein von aller Sünde“?
o Beachte die Kombination: „wenn …, so …“! 8
- Worin besteht der „Selbstbetrug“?
- Welche „Wahrheit“ ist hier gemeint?
- Ist es wichtig, dass die Wahrheit „in uns ist“?
o Beachte die Kombination: „wenn …, so …“! 9
o Wie kann man seine Sünden bekennen?
- Warum ist Vergebung ein Ausdruck für Treue und Gerechtigkeit?
- Was ist nötig, um Reinigung zu bekommen?
- Was ist mit „Ungerechtigkeit“ gemeint?
o Beachte die Kombination: „wenn …, so …“! 10
- Was will dieser Vers sagen?
- Weshalb machen wir Ihn zum Lügner“
o Was meint: „damit ihr nicht sündigt? 2,1
- Beachte die Kombination: „und wenn …, so …“!
- Wofür brauchen wir einen „Fürsprecher“?
- Was bedeutet es, dass Jesus Christus „gerecht ist“?
o Was bedeutet das Wort Versöhnung? 2
- Warum braucht es „Versöhnung für unsere Sünden“?
- Warum betont Johannes „nicht allein für die unseren“?
- Was ist mit der „ganzen Welt“ gemeint?
o Was hat „Ihn kennen“ mit „Seine Gebote halten“ zu tun? 3
o Beachte die Wiederholung von „Lügner“ und „Wahrheit“! 4
- Wie wird das Wort „kennen“, „erkennen“ in der Bibel benutzt?
o Beachte den Kontrast: „aber“! 5
- Beachte die wiederholte Wichtigkeit: „das Wort halten“!
- Wie hält man Sein Wort?
- Welches Wort von Gott ist gemeint?
o Was meinen die Worte „in Ihm sein“?
- Woran kann man das erkennen?
o Beachte die kurze, einfache Anweisung! 6
- Wie geht das „in Ihm bleiben“?
- Wie hat Jesus gelebt? Was sollen wir davon wiederholen?
o Warum hat Johannes diese Zeilen am Anfang seines Briefes geschrieben?
1.3 Gliedere den Text in Abschnitte und gib Überschriften
o
o
o
o
1.4 Formuliere den Hauptgedanken des Textes in einem Satz!
Etwa so: Der Autor wollte seinen Lesern sagen, …
o
1.5 Verschiedene Vorschläge zum Text:
1.5.1 Für die Gliederung
1.5.2 Für den Hauptgedanken
2 Homiletik
2.1 Wo trifft der Hauptgedanke des Textes das Leben meiner Gemeinde?
Formuliere ein Predigtziel als Satz!
o
2.2 Plane / gliedere einen Weg zu deinem Predigtziel!
o
o
o
o
2.3 Verschiedene Vorschläge zur Predigt:
2.4 Sammle Beispiele, Zitate und Anwendungsideen:
o Es gibt eine sachliche Spannung zwischen 1,8 einerseits und 3,9; 5,18 andererseits. (Voigt)
o Im Evangelium ist Jesus das Licht, hier wird Gott selbst so bezeichnet (V.5.7). (Voigt)
o In V.6 geht es um einen Widerspruch bei den Gegnern (Gnostikern): sie behaupten, an Gott und Seinem Licht „Anteil zu haben“, wandeln aber in der Finsternis. (Voigt)
o Es gibt keine Lichtsphäre, die „vor“ Gott wäre, der selbst das Licht ist (7). Die Zugehörigkeit der Christen zum Licht ist keine Naturtatsache, sondern beruht darauf, dass Jesu Blut uns von aller Sünde reinigt. (Voigt)
o Die Gnostiker (Irrlehrer)halten sich für sündlos – kraft ihrer seinshaften Zugehörigkeit zur Lichtwelt (8). (Voigt)
o Die Sünden (Plural) werden bekannt (9). Es ist also vorauszusetzen, dass auch der Christ sündigt. (Voigt)
o Anrede an die Gemeinde (2,1) mit dem liebevollen „Kinder“, das zugleich eine väterliche Autoritätsstellung der Schreibenden andeutet. (Voigt)
o Wir sehen einen Dreischritt: wir sind Sünder – wir wollen nicht sündigen – und wenn einer doch sündigt. Jesus ist hier selbst der Tröster(Joh 14,16). (Voigt)
o „Gerechter“ dürfte sich aus 1Petr 3,18 und Jes 53,11 erklären. (Voigt)
o 2,3-5f und 1,5-7 sind auffällig parallel. Sie legen sich wechselseitig aus. Danach ist mit „Er“ (3) wahrscheinlich Gott gemeint. Ihn „erkennen“ ist nicht nur Kenntnisnahme, sondern persönliches Vertrautwerden mit Ihm. (Voigt)
o „Lügner“ (4; 1,8): es geht nicht nur um Zurückbleiben hinter dem Gesollten, sondern um eine der Wahrheit zuwiderlaufende, verlogene Lebensart. (Voigt)
o Indem wir lieben, kommt die Liebe Gottes an ihr Ziel. (Voigt)
o Nicht nur sein „wie ER“, sondern sein und auch „wandeln“ „in Ihm“ (6). (Voigt)
o 2,1f nimmt den Hinweis auf Jesu priesterliches Handeln aus 1,7b wieder auf. (Voigt)
o Der explizierte Hinweis auf das Halten der Gebote in 2,3-6 gehört zur „Botschaft“ (3,11) des Briefes, wie auch in den folgenden Kapiteln immer wieder deutlich wird. (Voigt)
o Der Verfasser muss sich mit Irrlehrern auseinandersetzen. … Es geht um die Frage: Wie verstehe ich mein Leben, wie führe ich es, wie können wir mitmenschlich-brüderlich zusammenleben, was erhoffen wir für die Welt. (Voigt)
o Der Verfasser unseres Briefes beruft sich auf Gottes Wort (1,10; 2,5), das „in uns“ ist (1,10); auf die „Botschaft“ (1,5), die wir von Christus gehört haben und immer neu verkündigen (1,5) und die in dem, was man hören, sehen und mit Händen betasten konnte, ihren Anfang genommen hat (1,1-4). Christus ist kein anderer als Jesus (4,2f; 2,22f). Die Irrlehrer bestreiten die Inkarnation. (Voigt)
o Der Text bekommt dadurch Farbe, dass man die bekämpften falschen Vorstellungen und Lehren als Hintergrund mitbedenkt. (Voigt)
o Im Lichte Gottes können nur Versöhnte leben. Erkenntnis als Heilsweg? Das würde voraussetzen, dass zwischen Gott und uns nichts zu bereinigen wäre. Aber es ist anders. Erst 1,7 macht es möglich (vgl. 2,2; 3,5; 4,10; 1Kor 1,22f)! (Voigt)
o Man kann Gott nicht erkennen wollen wie einen Gegenstand der Natur. Dies nicht nur deshalb, weil Er kein Ding der Objektwelt ist, sondern auch deshalb, weil wir Ihm gegenüber belastet sind. (Voigt)
o Die Gotteserkenntnis würde, gerade wenn sie „optisch“ gelänge, an dem unberäumten Konflikt scheitern.
„Gemeinschaft mit Ihm“ – und die Sünde unbereinigt? (Voigt)
o Gotteserkenntnis trotz der Gottfeindlichkeit unseres bösen Herzens? Die Liebe Gottes, wenn sie zu uns finden will, muss darin „stehen“, dass der Sohn zu uns kommt zur Versöhnung für unsere Sünden (4,10). … Der Gnostiker will vom „Blut“ nichts wissen (5,6f). (Voigt)
o Der Gnostiker sagt: Wir haben keine Sünde. Die Perle – meine Person – behält ihren Wert, auch wenn sie im Schmutz verwühlt wird. (Voigt)
o Der Mensch steht nicht nur unter einem „Schicksal“ (Gnostiker), sondern unter seiner Schuld. In den „Sünden“ geschieht die „Sünde“; für beides ist der Mensch verantwortlich zu machen. Wir können – und sollen – die einzelnen Taten, Worte und Gedanken bekennen, mit denen wir Menschen weh getan, Pflichten versäumt, Leben beeinträchtigt oder gekränkt, Recht verletzt, die Wahrheit gebeugt oder verschleiert, uns selbst überschätzt oder nach vorn geboxt haben. (Voigt)
o In allen einzelnen Versagern verbirgt sich die Urschuld: dass wir unsere Berufung, Mensch-vor-Gott zu sein, nicht erfüllt haben. (Ps 51,6; Mt 6,23; 15,19). (Voigt)
o Wir wissen es normalerweise nicht, wie es um uns steht. Der alte Adam ist selbstgerecht. Kennt er Gott nicht, dann merkt er auch nichts von der gestörten Gott-Mensch-Beziehung. Mit der Gotteserfahrung kommt die Sündenerfahrung (Jes 6,5; Lk 5,8). Solange wir noch sagen oder denken, wir haben keine Sünde, ist uns Gott noch gar nicht „aufgegangen“. (Voigt)
o Gott hat den Versöhnungstod Seines Sohnes für nötig gehalten; wollten wir Ihm dies abstreiten, dann würden wir Ihn zum Lügner machen (1,10). (Voigt)
o Der erste wahre Satz, den der im Licht wandelnde Mensch sagt, der erste Schrei, des „neuen Menschen“, der der Finsternis entronnen ist, ist das Bekenntnis seiner Schuld. Der Satz, dass wir Sünder sind, ist die erste wahre Aussage, die ein Mensch, der ins Licht Gottes tritt, macht. (Iwand in Voigt)
o Als unvereinbar gelten Gemeinschaft mit Gott und Wandel in der Finsternis ebenso wie Behauptung der eigenen Sündlosigkeit und Sein der Wahrheit in uns. Das Paradox scheint beabsichtigt und darf nicht abgeschwächt werden. (Voigt)
o Gemeint ist die Paradoxie, dass der Christ als Sünder unter der Vergebung lebt, am Heiler teilhat und gerade so das Sündigen überwindet. (Voigt)
o Gerade die Behauptung der Sündlosigkeit ist das Zeichen dafür, dass der Mensch Gott noch gar nicht kennengelernt und darum sein erneuerndes Wirken noch gar nicht angenommen hat, also noch immer der alte Sünder ist. (Voigt)
o Versöhnte leben im Lichte Gottes – und darum in Gottes Geboten. (Voigt)
o „Ich bin das Licht der Welt Gemeinschaft mit Gott – und Wandel in der Finsternis (1,5-7); Gotteserkenntnis – und Nichteinhaltung Seiner Gebote (2,4f); im Licht Sein – und den Bruder hassen (2,9-11); vom Vater geliebt werden – und die Welt lieben (2,15f); von Gott gezeugt sein, Leben haben – und nicht die Gerechtigkeit, sondern die Sünde tun (2,29; 3,6-10; 5,18) und nicht den Bruder lieben (3,10.15; 4,7f.20; 5,1). (Voigt)
o Im Licht Gottes leben, Gott kennen und in Ihm bleiben, das muss sich hier in diesem Leben und in dieser Welt auswirken. Nicht sündigen, heißt es (2,1; 3,6.9; 5,18), sich heiligen (3,3); im Licht wandeln (1,7), die Gebote bzw. das „Wort“ halten (2,3-5; 3,22.24), die Gerechtigkeit tun (2,29; 3,7.10). (Voigt)
o „Ich bin das Licht der Welt“ Er ist es, indem in Seiner Person Gott Selbst sich entbirgt (enthüllt), der uns verschlossene, unsichtbare Gott also durch den eingeborenen Sohn uns „aufgeschlossen“ und damit „verständlich gemacht“ wird (Joh 1,18). Er ist es, indem Er die Sünde weg nimmt (3,5), die Herrschaft des unsichtbaren Widersachers zerstört (3,8), in Seinem Versöhnungswerk die Liebe Gottes an uns verwirklicht (4,9f.14). (Voigt)
o Wenn wir dem Bösen in unserm Leben nachgeben und Raum lassen, dann doch nur, weil wir das Wirken und Schenken Jesu vergessen und missachten. Die Gleichgültigkeit gegen meinen Mitmenschen, vielleicht gar Hass (2,9; 3,15), ist ja nur dann möglich, wenn ich es Gott nicht glaube, dass Er mich in Sein Licht gestellt hat, sondern mich immer noch in der Finsternis wähne. Das Gute zu unterlassen, das Böse zu tun: das kommt zuletzt nur aus tiefer Hoffnungslosigkeit. (Voigt)
o Bei Menschen, die etwas zu hoffen haben und sich immer auf etwas freuen können, ist es anders. (Voigt)
o Wie einer lebt, daran kann man erkennen, ob er sich in persönlicher Vertrautheit mit Gott befindet (2,3). (Voigt)
o Lüge ist nicht eine falsche Aussage, die auf Nichtwissen oder Irrtum beruht, sondern der aktive Widerspruch gegen die Wahrheit, die zynische Verdrehung und Verfälschung dessen, was ist, also das Bestehen auf dem, was nicht ist, wider besseres Wissen. (Voigt)
o „Wenn jemand sündigt“ (2,1b): man atmet auf, wenn man das liest.
1,8-10 gilt nicht nur vom Heiden, sondern auch vom Christen. Ja, nur der Christ weiß von seiner Sünde und bekennt sie. Eine Auslegung von 2,3-6, die auf gesetzliche Perfektion hinausliefe, wäre vollkommen abwegig. (Voigt)
o Der nichtsündigende Mensch ist der aus Gott Geborene (2,29; 3,9; 4,7; 5,1.4.18), paulinisch gesprochen: der „Mensch in Christus“, die „neue Kreatur“. Anders gesagt: der eschatische Mensch. (Voigt)
o Wir heißen nicht nur Kinder Gottes, wir sind es auch (3,1). Sofern wir es sind, sind wir nicht „aus der Welt“ (4,5), schon gar nicht „aus dem Teufel“ (3,8); wir sind „aus Gott“ (3,10;4,4; 5,19; 3Joh11). Man könnte auch vom pneumatischen (2,27), vom Lichtmenschen reden. (Voigt)
o Sofern Gott – der Gott in Christus – in uns ist, sündigen wir tatsächlich nicht. Nur wir sind ja auch noch der alte Mensch; dass wir „Ihm gleich sein werden“, ist, von der Erfahrung des noch immer vorhandenen alten Menschen her gesehen, Zukunft (3,2). Wir sind – wir werden sein: beides ist wahr. (Voigt)
o Der Christ weiß, wie er Sein und Sollen verbindet, er weiß auch Zukunft und Gegenwart aufeinander bezogen. (Voigt)
o Als Versöhnte leben wir im Lichte Gottes. Das meint, dass wir bleibend auf den Fürsprecher angewiesen sind. Immerzu tritt der Herr für uns ein (2,2; Röm 8,34; Hebr 7,25). … Er tut es, ob wir wachen oder schlafen, ob wir gerade an Ihn denken oder nicht. Im Gottesdienst ist Er unter uns gegenwärtig. (Voigt)
o So, wie wir sind – versöhnungsbedürftig und versöhnt -, bringt Christus uns zum Vater, und damit leben wir in Seinem Licht. (Voigt)
o Es geht um die „Kunde“ (5) einer Wirklichkeit. Und diese Kunde stammt „von ihm her“, von dem Einen, der von Gott kommt und Gott kennt und darum uns sagen kann, wie es um Gott steht. Die Apostel haben es „gehört“, und die Gemeinde hat es ihrerseits zu hören, wie es ihr von den Aposteln verkündigt wird. (de Boor)
o Jesus ist in seiner ganzen Person „das Wort“, das uns die Kunde von Gott bringt. Aus allem, was Jesus war und sagte und tat, leuchtete diese „Kunde“ hervor, dass „Gott Licht ist“. (de Boor)
o Gott ist „Licht“ eben darum, weil er „Liebe“ ist. (de Boor)
o Johannes hat entsprechend der Einheit von „Licht“ und „Liebe“ nun auch „Hass“ und „Finsternis“ verbunden (2,11.9). So wahr es in der „Liebe“ unmöglich „Hass“ geben kann, so unmöglich kann im „Licht“ „Finsternis“ sein. (de Boor)
o Wir brauchen nie zu fürchten, dass uns in Gott etwas Dunkles oder auch nur Zwielichtiges begegnet. Das ist befreiendes Evangelium! (de Boor)
o So wesenhaft unmöglich im „Licht“ zugleich „Finsternis“ sein kann, so unvereinbar ist das Bleiben in Jesus und das Geborgensein in Gott mit irgendwelcher Sünde. (de Boor)
o Christen behaupten, Gemeinschaft mit Gott zu haben, aber ihr „Wandel“, also ihr faktisches Leben, vollzieht sich „in der Finsternis“. Johannes macht diesen seinen Satz gerade dadurch so herausfordernd und wirksam, dass er ihn nicht „erklärt“. (de Boor)
o Du selbst prüfe dein Leben! Vollzieht sich dein tatsächliches Leben „im Licht“? Oder wird es auf bestimmten Gebieten von dunklen Kräften und Gewalten bestimmt? (de Boor)
o Die „Wahrheit“ ist dazu da, nicht nur „gewusst“, sondern „getan“ und „gelebt“ zu werden. … Leben ist ein unaufhörliches „Tun“. (de Boor)
o Wir kennen die ganze Realität der Sünde in uns. Im Licht wird sie sichtbar. Können wir uns mit ihr vor den andern sehen lassen? Zerbricht dann nicht die Gemeinschaft mit ihnen? Und können wir es vor Gott aushalten, im Licht zu stehen? (de Boor)
o Johannes erwidert: Gerade dann „haben wir Gemeinschaft untereinander (oder: mit ihm), und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.“ (de Boor)
o Mögen wir sonst nicht viel von unserer Sünde wissen oder sie sogar leugnen, wenn wir in das Licht Gottes kommen und Gemeinschaft mit Gott haben, dann wird die Sünde in ihrer Schrecklichkeit an uns offenbar. (de Boor)
o Johannes erwartet von jedem Menschen, der mit „Sünde“ zu tun hat, dass er bei dieser Botschaft aufhorcht. (de Boor)
o Es ist etwas Erstaunliches und Unbegreifliches, was uns als Mittel „zur Reinigung von unserer Sünde“ angeboten wird: Es ist „das Blut des Sohnes Gottes“. Wie kann einer, der „Gottes Sohn“ ist, sein Blut vergießen im gewaltsamen Tod? Wie kann dieses Blut mich heute reinigen? Wie kann es mich so „reinigen“, dass ich vor dem Gott, der Licht ist, hell und unbefleckt dastehe? Johannes geht auf solche Fragen nicht ein. Erfahre die tatsächliche Kraft dieses Blutes! Das ist entscheidend. (de Boor)
o Jeder darf jede Sünde, und sei sie noch so hässlich und böse, im Lichte Gottes offenbar werden lassen und dann die Reinigung in Jesu Blut finden. Welch eine Botschaft! (de Boor)
o Ein zweites „Wenn wir sagen“ ertönt in 8. Johannes weiß, dass sich das Menschenherz gegen diese Botschaft von „Sünde“ und „Reinigung“ wehrt. … Das apostolische Wort von der „Sünde“ ist wahrhaft herausfordernd und trifft den Menschen in seinem innersten Stolz. (de Boor)
o Das „Bekennen“ steht hier wesentlich als Gegensatz zum Abstreiten und Verharmlosen der Sünde. … Es geht um unser offenes, durch nichts abgeschwächtes Bekenntnis zu unsern Sünden. (de Boor)
o Wenn es Heilsgewissheit für mich geben soll, dann muss meine Sache, die Sache meiner Sünde, in „Gerechtigkeit“ zu meinem Heil entschieden werden. Darum hebt Johannes hervor: Gott ist „treu und gerecht“ im Vergeben. „Treu“ ist Er, weil Er zu seinen ausdrücklichen Verheißungen steht. Auf alle diese Verheißungen „ist in Jesus das Ja“ (2 Ko 1,20), gerade auch auf Seine Verheißungen der Vergebung. … Die Gerechtigkeit liegt in einer Tat von blutigem Ernst und höchster. (2 Ko 5,21). Gott ist „gerecht“, wenn er nun die Sünde nicht zum zweiten Mal heimsucht an uns, wenn wir Jesus als unsern Stellvertreter im Glauben annehmen. (de Boor)
o Beachten wir die Steigerung (10)! Jetzt „lügen“ nicht nur wir selbst; jetzt „führen wir“ nicht nur „in die Irre“, jetzt stellen wir den als „Lügner“ hin, der „Licht ist“ und in dem es „keine Finsternis gibt“! Hier geschieht eine Gotteslästerung, die man kaum auszusprechen wagt. (de Boor)
o Das Ziel seiner Botschaft ist, das ernste und entschlossene Nein zur Sünde. (de Boor)
o Seine Fürsprache hört der Vater. Wir aber müssen es schon bedenken, dass unsere Sünde die neue Fürsprache unseres Retters nötig macht. Wir können auch als Errettete und Glaubende unsere etwaigen neuen Sünden nicht uns selbst vergeben. Wir können sie nicht als unwichtig übergehen. Es muss aufs neue unsere Sünde bekannt und unser Fürsprecher beim Vater gesucht und angerufen werden (de Boor)
o Alles „Tun“ geht aus einem wesenhaften „Sein“ hervor. (de Boor)
o Wer seine Sünde wahrhaft erkennt und fühlt, wird immer unter dem Eindruck stehen, der schlimmste aller Sünder zu sein (1Tim 1,15). Wie könnte gerade meine Sünde weggenommen werden, wenn die Versöhnung nicht „der ganzen Welt“ gilt? (de Boor)
o Mit diesem Wort „für die ganze Welt“ ist ihr Weltweite geschenkt und auferlegt. Was sie selber empfangen hat, was für sie selber ihre Gewissheit und ihr Lobpreis Gottes ist, das weist sie hinaus in „die ganze Welt“. (de Boor)
o Für uns selbst dürfen wir es wissen: Wenn Jesus Christus die Versöhnung für die ganze Welt und ihre ungeheure Sündenlast ist, dann haben auch meine Sünden darin Raum, wie schwer sie auch immer sein mögen.
o Das „Erkennen“ wird gleich in doppelter Weise der Gemeinde zugesprochen: sie „erkennt Gott“ und sie erkennt ihr „Erkannthaben“. (de Boor)
o Die Gebote bewahren“, war das nicht ein maßgebendes Losungswort der „Pharisäer und Schriftgelehrten“? In Wahrheit übt hier Johannes eine tiefgehende Kritik an der „Gnosis“. Was sie „erkannte“, ist ein umfassendes System von Gedanken über Gott und die Welt. Die Gemeinden aber hatten „Ihn“ erkannt, (de Boor)
o Der Liebeswille Jesu zieht uns in Seine Gemeinschaft und in Sein Leben hinein. Er kommt zum Ausdruck in Seinen „Geboten“, die nach V. 7 ff. im Grunde nur ein einziges Gebot, das Gebot der Liebe, sind. (de Boor)
o Johannes denkt als Israelit an ein „Erkennen“, das etwas anderes ist als ein kopfmäßiges Wissen. „Erkennen“ ist – wie 1 Mo 4,1 zeigt – eine Funktion der Gemeinschaft. Gegenstand des „Erkennens“ sind darum bei Johannes nie Dinge oder bloße „Wahrheiten“. Immer ist es ein Erkennen von Personen. Eine Person aber kann nie zum bloßen „Objekt“ werden, dessen sich ein Subjekt in der Erkenntnis bemächtigt. Personen können sich nur „begegnen“, und ihre Erkenntnis ist Erschließung zur Gemeinschaft miteinander. (de Boor)
o Wer immer es sei, der so „sagt“ (4), es trifft ihn das Urteil „Lügner“, auch wenn er nicht bei den Gnostikern, sondern in der apostolischen Gemeinde steht. (de Boor)
o Das Passiv „sie ist vollendet“ zeigt, wie sehr Johannes in dieser Liebe Gottes die eigentlich handelnde Größe sieht. (de Boor)
o Oder sollen wir mit vielen Auslegern die „Liebe Gottes“ in diesem Vers als „die Liebe zu Gott“ verstehen? Sprachlich ist das durchaus möglich. (de Boor)
o Wenn das „Sein in Ihm“ (6) ein andauerndes wird, wie es seinem Wesen entspricht, dann wird es zum „Bleiben in Ihm“. Der Begriff des „Bleibens“ ist dem Johannes besonders wichtig geworden. Im Johannesevangelium kommt das „Bleiben“ einundvierzig Mal, in unserem Brief zweiundzwanzig Mal vor. (de Boor)
o In Christus „bleiben“ und zugleich ganz andere Wege gehen, als Er gegangen ist, das ist unmöglich. (de Boor)
o Jesus selber „wandelte“ ja wirklich nicht wie ein Schriftgelehrter und Pharisäer, sondern als der Sohn, dessen Freude es war, in der Liebe zum Vater die Gebote des Vaters zu halten (Jo 4,34; 15,10) und in diesem Gehorsam der Liebe auch den Weg an das Kreuz zu gehen (Jo 14,31). (de Boor)