Downloadlink: 07-1 Das Wort war Gott – Joh 1,1-14
Joh 1,1-14
1. Exegese
1.1 Schreibe den Text ab und finde heraus wer handelt (evt. handeln soll) und Was Warum gemacht wird (werden soll)!
1.2 Beantworte folgende Fragen zum Text:
- Um welchen Anfang geht es hier? 1-2
- Was ist mit dem „Wort“ (λογος) gemeint?
- Wie kann das „Wort“ bei Gott und zugleich Gott sein?
- Was sind „alle Dinge“? 3
- Wenn alle Dinge durch das Wort gemacht sind, ist dann das Wort nicht gemacht?
- Beachte den Parallelismus!
- „In wem“ war das Leben? 4
- Was ist mit „Leben‘“ gemeint?
- Was ist mit „dem Licht“ gemeint?
- Warum war das „Leben“ das „Licht“ der Menschen?
- Welches „Leben“?
- Was ist mit „Finsternis“ gemeint? 5
- Warum kann Finsternis Licht nicht ergreifen?
- Um welchen Johannes geht es hier? 6
- Was heißt Johannes übersetzt?
- Warum betont der Evangelist: „ein Mensch“?
- Weshalb sandte Gott Johannes den Täufer?
- Was oder wen sollte er bezeugen? 7-8
- Wenn jemand ein Zeuge des Lichtes ist, kann er dann selber das Licht sein?
- Gab es jemanden, der meinen könnte, dass Johannes „das Licht“ sei?
- Gegen wen betont der Evangelist das hier?
- Was (oder wer) war das „wahre Licht“? 9
- Wie „erleuchtet“ das „wahre Licht“?
- Was bedeutet: „die in diese Welt kommen“?
- Wer ist mit „Er“ gemeint? 10
- Was ist mit „Welt“ gemeint?
- Warum „erkannte die Welt IHN“ nicht?
- Was hätte passieren müssen, wenn sie Ihn erkannt hätte?
- Was ist hier mit „Seinem Eigentum“ gemeint? 11
- Warum ist dieses „Eigentum“ Sein Eigentum?
- Wer sind „die Seinen“?
- Warum wurde Er nicht aufgenommen?
- Beachte den „Kontrast“: „aber“! 12
- Wie „nimmt“ man Ihn auf?
- Was ist hier mit „Macht, Kinder Gottes zu sein“ gemeint?
- Wann ist jemand ein Kind Gottes?
- Wie wird man Kind Gottes?
- Was meint: „denen, die an Seinen Namen glauben“?
- Um welchen „Namen“ geht es hier?
- Was ist mit „glauben“ gemeint?
- Wie wird jemand von „Gott geboren“? 13
- Wer ist bei der Geburt „von Gott“ aktiv?
- Was wollte Johannes mit den Worten „nicht aus dem Blut, … des Fleisches, … des Mannes“ ausdrücken?
- Beachte den Kontrast: „sondern“!
- Wie wurde das Wort Fleisch? 14
- Was bedeutet das für die Menschen, dass „das Wort Fleisch wurde“?
- „Wohnte (zeltete) unter uns“ – was bedeutet das?
- Wer ist mit „unter uns“ und „wir“ gemeint?
- Woran denkt Johannes, wenn er schreibt: „wir sahen Seine Herrlichkeit?
- Was ist die „Herrlichkeit des eingeborenen Sohnes“?
- Wer ist der „Vater“?
- Was meint „voller Gnade und Wahrheit“?
- Wo kommen ähnliche Formulierungen im AT vor?
- Was ist Gnade? Was ist Wahrheit?
- Wie passen beide zusammen?
- Warum hat Johannes sein Evangelium in dieser Weise begonnen?
- Was wollte er mit diesen Zeilen seinen Lesern sagen?
- Wo finden wir in diesem Text die Geburt Jesu?
1.3 Gliedere den Text in Abschnitte und gib Überschriften
o
o
o
o
1.4 Formuliere den Hauptgedanken des Textes in einem Satz!
Etwa so: Der Autor wollte seinen Lesern sagen, …
o
1.5 Verschiedene Vorschläge zum Text:
1.5.1 Für die Gliederung
1.5.2 Für den Hauptgedanken
2 Homiletik
2.1 Wo trifft der Hauptgedanke des Textes das Leben meiner Gemeinde?
Formuliere ein Predigtziel als Satz!
o
2.2 Plane / gliedere einen Weg zu deinem Predigtziel!
o
o
o
o
2.3 Verschiedene Vorschläge zur Predigt:
2.4 Sammle Beispiele, Zitate und Anwendungsideen:
- Von dem Größten, was es in der Welt gibt, von dem einzig wirklich Großen und Wichtigen soll berichtet werden, von Jesus Christus, von Seinem Leben, Reden, Wirken, Leiden, Sterben und Auferstehen. Der an Jesus glaubenden Gemeinde soll mit diesem Bericht die ganze „Herrlichkeit“ Jesu zur Stärkung, Klärung und Vertiefung ihres Glaubens gezeigt werden. (de Boor)
- Johannes will uns durch seine ganze Schrift hindurch zeigen, wie nicht die Gaben, Taten und Wirkungen Jesu das Wichtigste sind, sondern Jesus selbst in seiner Person, in seinem wunderbaren Sein. (de Boor)
- „Prolog“ umfasst die Verse 1-18. Dass der Predigttext die letzten vier Verse weglässt, ist eine exegetische Gewaltsamkeit, aber wohl ein homiletisch notwendiger Verzicht. (Voigt)
- Vergleiche 1Mo 1,1; 1Joh 1,1 mit Vers 1. (Voigt)
- Der, den wir als Jesus Christus kennen und von dem die ganze Schrift des Johannes sprechen soll, war am Anfang bereits. (de Boor)
- Vers 2 will wohl das Ende von V.1 sofort vor einem Missverständnis schützen. (Voigt)
- Johannes hat erfasst, dass dieses „Wort“, in dem Gott am Anfang schaffend sprach und dann immer neu gebietend und schenkend redete, wirklich (wie in Spr 8,22ff) eine selbstständige Person in Gott ist. … Dies von Gott vor aller Zeit ausgesprochene Wort steht nun selbstständig neben Gott und ist doch zugleich nichts Wesensanderes, nichts Zweites neben Gott. (de Boor)
- Darin liegt eine Aussage über die Welt: „alles ist durch Ihn geworden“ (3); es gibt keine Bereiche, die Ihm entzogen wären. Darin liegt aber auch eine Aussage über den „Logos“: Er teilt Seine Schöpferkompetenz nicht mit anderen. (Voigt)
- Der Bringer des Lebens und des Lichtes wird abgelehnt, gehasst und getötet (5). Wie kann das sein? (de Boor)
- Das Wort „ergreifen“ (5) kann man in zweifacher Weise verstehen: 1. Finsternis kann ihrem Wesen nach das Licht nicht wollen, nicht dankerfüllt „ergreifen“ und sich seiner freuen. Sie kann es nur scheuen, hassen und ablehnen. … Und 2. Das „Ergreifen kann ein solches sein, das das Ergriffene unter sich zwingt und sich seiner bemächtigt. Wichtig ist die Parallele 12,35. … Dann liegt in der Aussage des Verses vor allem ein tröstlicher Triumph. Die Finsternis hat das Licht nicht „ergreifen“ können, um es zu überwältigen und auszulöschen. … Die Gemeinde erlebt beides in immer neuen Erfahrungen. (de Boor)
- Die Verse 6-8 beschreiben, sowohl positiv als auch kritisch, die Rolle des Täufers (gegen dessen Fehleinschätzung) in der Täuferbewegung. (Voigt)
- Für das vierte Evangelium ist der Täufer nicht so sehr „Vorläufer“ als vielmehr „Zeuge“. Als solcher hat er die Autorität eines Gottgesandten. (Voigt)
- „Kosmos“ (10) meint zunächst die Welt als „Wohnraum des Menschen“, dann überhaupt die „Menschenwelt“. In den Zwischensätzen „und die Welt ist durch Ihn geworden“ wird „Welt“ jedoch wieder als Inbegriff aller geschaffenen Dinge verstanden. (Voigt)
- Was soll aus der Welt werden, die den nicht kennt und kennen will, der doch ihr Ursprung und ihr Ziel ist? (de Boor)
- Der Logos war wie ein Hausherr, der nach Hause kommt und dem nun seine eigenen Hausgenossen die Tür verschließen (11). (de Boor)
- Der Vers 13 liegt in zwei Lesarten vor, die beide gut bezeugt sind und beide einen Sinn ergeben. 1. Der Satz kann in der Einzahl geschrieben sein und wäre dann eine erläuternde Beschreibung Jesu. … Eine solche Aussage würde besonders wichtig für das richtige Verständnis von 6,42 und 7,41f. … 2. Im Plural (so die meisten Übersetzungen): Dann ist der Vers eine weitere Beschreibung der Glaubenden. … Es gehört zum Ernst unserer Verlorenheit, dass nur das Wunder einer neuen Geburt den Durchbruch des Glaubens schenken kann. (de Boor)
- Vers 14 ist für den Evangelisten der Ziel- und Höhepunkt. (Voigt)
- Weil dies (14) geschehen ist, kann überhaupt erst ein „Evangelium“ geschrieben werden. (de Boor)
- Der „Eingeborene“ ist der „Einziggeborene“, der keine Geschwister hat (vgl. 1,18; 3,16.18; 1Jon 4,9; Lk 7,12). (Voigt)
- Nicht wenige Worte bedürfen für uns der Übersetzung: Anfang, Wort, Leben, Licht, Finsternis, Welt, Fleisch. (Voigt)
- Schon im AT kennzeichnet „Fleisch“ den Menschen in seiner Schwachheit, Hinfälligkeit und Todverfallenheit (Ps 56,5; 78,39; Jes 31,3; 40,6; Jer 17,5). (de Boor)
- Immer kreist das Denken und Sinnen des Menschen um die Frage: Wie finde ich das echte, das eigentliche, das unerschöpfliche Leben, das Leben, das den Namen „Leben“ wirklich verdient (1Joh 1,2)? (de Boor)
- Was Leben ist, kann der Mensch nur im Verlangen nach dem Leben ahnen; und er kann es kennen, wenn er selber wirklich „lebt“. (de Boor)
- Gott ist der „Lebendige“, gerade indem Er Liebe ist (1Joh 416; Joh 5,20; 3,16). … Ohne diese Liebe würde menschliche und göttliche „Lebendigkeit“ etwas Schreckliches sein. Aber gerade als Liebe ist das Leben das Licht der Menschen. (de Boor)
- Die Exegese hat den Text so zu erklären, wie er uns jetzt vorliegt. … Wichtig ist die Frage, welche Tönung die hier gebrauchten Worte haben. Hierfür ist beides von Bedeutung: Herkunft und jetziger Zusammenhang. (Voigt)
- Man übersehe nicht, dass der Text – so wie er dasteht – zwar in gängigen Begriffen redet, aber in seiner Verkündigung sich ständig polemisch abgrenzt! (Voigt)
- Nicht der Logosbegriff deutet die Christuserfahrung, sondern sie, die Christuserfahrung, füllt und formt den Logosbegriff. Im Fleischgewordenen erkennt die glaubende Gemeinde die Herrlichkeit des eingeborenen Gottessohnes, in Ihm und nirgendwo anders. … Auch die johanneische Christologie lässt den Glauben an den Sohn Gottes aus dem persönlichen Wirken Dessen entstehen, den Seine Jünger ‚gehört, gesehen, mit ihren Händen betastet‘ haben. (Voigt)
- Luthers Rat für die Prediger: „Bei der Krippe sollen sie einsetzen!“ (Voigt)
- „Im Anfang“ war das Wort, das soll nicht heißen, in den ersten Stunden dieser Welt; denn dieser Anfang ist nicht das erste Glied einer Zeitreihe, sondern liegt aller Zeit und damit aller Welt voraus. (Voigt)
- Ist alles durch das Wort geschaffen (3), dann ist „es“ selbst ungeschaffen, es gehört nicht zu dieser Welt. … In der Gestalt und im Worte Jesu begegnet uns nichts, was in Welt und Zeit entsprungen ist, sondern die Wirklichkeit, die jenseits von Welt und Zeit liegt. (Voigt)
- Wir müssen uns hüten, eigenmächtig in das Geheimnis Gottes eindringen zu wollen. (Voigt)
- Beides bleibt festzuhalten: Der, der „im Fleische“ unter uns war, ist „auf Gott hingewendet“, und Er ist doch Selbst nichts anderes als Gott; so am Anfang des Evangeliums wie an seinem Schluss (20,28). (Voigt)
- Wer der Meinung wäre, es sei seine eigenste Angelegenheit, ob er mit diesem Jesus in Beziehung treten und mit Ihm zu tun haben wolle oder nicht, dem müsste der Glaube entgegnen: Du hast es ja längst mit Ihm zu tun, wissend oder wollend oder nicht. Er ist der Schöpfer, genauer: Alle Dinge sind durch Ihn geschaffen (1Kor 8,6; Kol 1,16; Hebr 1,3). … Man sieht, das ist nicht eine johanneische Sonderlehre, sondern ein Stück urchristliches Glaubensbekenntnis (Credo). (Voigt)
- Die sichtbare Welt ist nicht etwas Widergöttliches, ihre Entstehung nicht ein tragisches Ereignis (Gnostiker). Gottgewollte, von Gott bejahte Welt! (Voigt)
- Die Schöpfung versperrt sich gegen ihren Schöpfer. Die Finsternis hat das Licht nicht angenommen (5+10f). Aber damit hört die Welt nicht auf Gottes Schöpfung zu sein. … Wir sperren uns – Er gibt. Wir verleugnen – Er bejaht. … Noch viel erstaunlicher ist, dass der schöpferische Logos selber „Fleisch“ wird. Der, der der Welt bisher das Leben gab in Seinem Unterschiedensein von der Welt, bemüht sich nun im Einswerden um sie. Der Schöpfer wird Geschöpf. Wir haben den, „durch“ den wir alle sind, mitten unter uns. (Voigt)
- In die Welt, die sich gegen Ihn abgeriegelt hat (5b.10c.11b), kommt Er selbst mit „Gnade und Wahrheit“ (14). (Voigt)
- Was hat DER in unserer Welt zu suchen? „Er kam in Sein Eigentum“ (11). Der Schöpfer betritt Seine (!) Welt. Er will nur zurückgewinnen, was Ihm längst gehört. Und wenn Ihm das bestritten wird (10)? (Voigt)
- Der Gang der Botschaft von Jesus durch die Jahrhunderte und um den Erdball ist ständig begleitet von der dunklen Melodie „und die Seinen nahmen Ihn nicht an“. … Es gehört zum Wesen des „Bösen“, dass es unerklärbar ist. (de Boor)
- Göttliches Leben wird uns nicht anders zuteil als so, dass wir Christus „aufnehmen“ und „an Seinen Namen glauben“ (12). (Voigt)
- „In Ihm war das Leben.“ Er gibt es nicht nur, Er ist es Selbst (14,6). Wer Sein Wort hört und glaubt dem, der Ihn gesandt hat, der hat es (5,24). Einen anderen Zugang zum Leben gibt es nicht. Im Gespräch mit Jesus, in der persönlichen Vertrautheit mit Ihm, darin also, dass wir Gott und Ihn erkennen (17,3), darin auch, dass wir Ihn im Sakrament empfangen (6,54), haben wir Anteil an seinem Leben. (Voigt)
- Aus dem Dunkel kommt die Gefahr, nur dort kann sich das Böse halten. Aber im Lichte lebt sich’s gut. Licht und Leben sind geradezu dasselbe (4b). Nicht jeder, der atmet und dessen Herz schlägt, „lebt“ im Sinne des hier Gemeinten. (Voigt)
- Wenn Johannes uns klarmachen will, dass wir Gottes eigenes Leben nötig haben, dann müssen wir nach dem unerschaffenen Lichte fragen. Das Leben ist „in Ihm“, nicht aus uns. Johannes weiß: Die „Finsternis“ hat das Licht „nicht in sich hereingelassen“ (5b). (Voigt)
- Die eingefügten Sätze über den Täufer sind der klassische Anwendungsfall für diese Einsicht. Über den Täufer lesen wir in 5,35: „Er war ein brennend und scheinend Licht“. … Das göttliche Ur-Licht darf nicht mit irgendeinem geschaffenen Licht verwechselt werden. Also: „Er (der Täufer) war nicht das Licht“ (1,8). (Voigt)
- Auch wenn einer von Gott gesandt ist (6), kann er nur „Zeuge“ des Lichtes sein, also auf das Licht hinweisen. (Voigt)
- Leben im Licht ist nicht das Leben, das selber leuchtet oder zu leuchten vorgibt, sondern dasjenige, das sein Licht von außen empfängt. (Voigt)
- Christus wird von der Welt abgewiesen, ausgestoßen (11). Aber nicht alle Menschen reagieren so. Es gibt solche, die ihm Eingang gewähren (12). … Es ist hier nicht anders als bei Paulus: das Heil verwirklicht sich bei den „Glaubenden“ (Röm 1,16; 3,22; 10,4; 1Kor 1,21), denn es besteht ja darin, dass es zum „Glauben“ kommt (Röm 10,8; 14,23; Gal 2,20; 3,23). (Voigt)
- Ihn aufnehmen – das ist unsere Sache. Dass wir zu Kindern Gottes werden – das ist allein Seine Sache. (Voigt)
- Der Inkarnierte holt uns aus unserm gegen Gott abgeschirmten und abgedichteten Leben, aus der „Finsternis“ heraus, damit aber aus dem Gericht (3,17-21). (Voigt)
- Aus Verlorenen werden Kinder, die fröhlich und unbefangen vor ihrem Vater leben dürfen. „Dürfen“: denn Gotteskinder sind wir kraft einer „Erlaubnis“, kraft eines von Christus zugesprochenen „Rechtes“. (Voigt)
- Erst wem das „Weh mir, ich vergehe, …“(Jes 6,5) aus dem erschrockenen Herzen brach, erst der kann ermessen, welch eine „Vollmacht“ dazu gehört, um ein Kind dieses heiligen Gottes zu sein und „bei der ewigen Glut und bei dem verzehrenden Feuer zu wohnen“ (Jes 33,14). Jesus gibt diese einzigartige Vollmacht denen, die Ihn aufnehmen. (de Boor)
- Nach allem, was zwischen Gott und uns geschehen ist, kann Gotteskindschaft nicht mehr als menschliche Möglichkeit angesehen werden. … Dieses Leben kommt nicht zustande, wie sonst Leben entsteht (12). Man muss „von Gott geboren“ sein (3,5.6; 1Petr 1,23). „Leben“ und „Licht“ haben eschatologischen Sinn. Christgeburt zielt auf einen „fröhlichen Tausch“: Der selbst ewiges Leben hat und ist, wird „Fleisch“, damit wir, die „Fleisch“ sind, das wahre Leben in der Gegenwart Gottes bekommen (1Joh 3,1-3). (Voigt)
- Wer in den Stall von Bethlehem eintritt, findet dort seinen Schöpfer und das Leben, das göttlichen Ursprungs ist und darum nur eschatologisch verstanden werden kann. (Voigt)
- Niemand wird bestreiten können, dass das „ins Fleisch-Kommen“ ein Geschehen ist, das sich angemessener begrifflicher Beschreibung entzieht. (Voigt)
- Die Stärke der altkirchlichen Christologie liegt in ihrer Selbstbescheidung: die „Wächterformeln“ von Chalzedon (451) hüten das Geheimnis und schützen es vor spekulativer Hybris; sie stecken Grenzen ab, innerhalb deren die Christuspredigt ihren Ort hat. (Voigt)
- Gott – im Fleische? Für solche, die von platonischen Denkgewohnheiten herkommen, eine Zumutung; speziell für Gnostiker unannehmbar. Auch für den vom biblischen Denken herkommenden Menschen ein harter Brocken. Denn das Menschliche ist zugleich das sündige, einfach weil es faktisch keinen Menschen gibt, der nicht Sünder wäre. So tief erniedrigt sich der eingeborene Sohn des Vaters! Er war nicht Sünder, aber Er wurde für uns zur Sünde (2Kor 5,21). Er war nicht ein um Seiner selbst willen Verfluchter, aber Er wurde für uns zum Fluch (Gal 3,13). (Voigt)
- Er kommt selbst – aber nicht als flüchtige Erscheinung, sondern in der Menschwerdung: so, dass Er Menschsein, Menschendasein, menschliche Hoffnungen und Ängste, Freuden und Mühen, Schicksal und Bedrängnisse mit uns teilt, in allem uns gleich (Phil 2,7). (Voigt)
- Von allen Möglichkeiten des Menschseins wählt Er die niedrigste, verächtlichste, die des Kreuzes. Anders könnte Er uns nicht helfen. Hungrig, durstig, müde, erschöpft, angefochten, der Angst ausgesetzt, dem Tode unterworfen – und was für einem Tode! Gott leidet und stirbt – in der alten Kirche hat man viel Kraft aufgewendet, gerade dies gegen die Vorurteile griechischen Denkens durchzuhalten. (Voigt)
- Warum tut Er es? Weil Er uns da aufsuchen und abholen, weil Er sich da mit uns auf Gedeih und Verderb verbinden wollte, wo wir wirklich anzutreffen sind. Brauchte Er uns? Konnte Er ohne uns nicht sein? Er wollte es nicht. Das Geheimnis lautet: „Gnade und Wahrheit“. (Voigt)
- Mit Nachdruck ist daran festzuhalten, dass nach dem vierten Evangelium wie übrigens auch nach den Synoptikern der Fleischgewordene nicht aufhört, Himmelswesen zu bleiben. Für natürliches Erkennen nicht wahrnehmbar ist Gott Selbst in Seiner Welt präsent. (Voigt)
- Jesus „ereignet“ Gott, indem Er Gott ist. (Voigt)
- Gekreuzigt wurde „der Herr der Herrlichkeit“ (1Kor 2,8). Diese Herrlichkeit haben der Evangelist und die, mit denen er sich in dem „wir“ zusammenschließt, geschaut als die Lichtherrlichkeit (Doxa) des eingeborenen Sohnes vom Vater (14). (Voigt)
- Der im Stall Geborene ist, indem Er Gott und Mensch in einem ist, was wir alle nicht sind und auch niemals werden. Er ist der „Sohn“, wir sind die „Kinder“. Die johanneischen Schriften halten diesen Unterschied streng durch. (Voigt)
- Er ist das Heiligtum, der Gnadenort. Er „zeltete unter uns“ (14). Was einst vom heiligen Zelt, später vom Allerheiligsten des Tempels galt, gilt von Ihm: hier „wohnt“ Gott, hier kann man Ihn finden, Er ist in Seiner Person die „dauernde Gegenwart Gottes“ (shichinah). (Voigt)
- Dass niemand Gott je gesehen hat, das gilt auch für das Gottsein des Mannes von Nazareth. Kaiphas und Pilatus z.B. haben davon nichts wahrgenommen. Sie sahen wirklich nur den „bloßen Menschen“. (Voigt)
- Die Herrlichkeit Christi ist nur dem Glauben sichtbar, aber der Glaube entsteht eben am Fleischgewordenen! „Kommt und seht!“, damit fängt es an (1,39).
- Am „Gott im Fleisch“ macht der Glaube seine Erfahrung; an Ihm (nicht an Ihm vorbei) wird die Herrlichkeit erfahren, obwohl das bloße Auge nichts Göttliches wahrnimmt. (Voigt)
- Die göttliche Wirklichkeit, die mit dem Menschen Jesus verbunden ist, bezeugt sich selbst. Man nehme diesen Menschen fest in den Blick, und man wird Gott entdecken. (Voigt)
- Der Schöpfer tritt nicht mit leeren Händen Seinen Geschöpfen gegenüber. Er kommt „voll Gnade und Wahrheit“. (Voigt)
- Was fest und zuverlässig ist und uns darum nicht täuscht und enttäuscht, das ist „wahr“ und „Wahrheit. So kann in Ps 89,15 Wahrheit auch mit Treue wiedergegeben werden. (de Boor)
- In dem Wortpaar (Gnade und Wahrheit) erkennt man das nicht seltene „Güte und Treue“ des AT (z.B. 1Mo 24,49; 32,11; 47,29; 2Mo 34,6; Ps 25,10; 40,11; Spr 20,28). „Güte und Treue“ wendet der Herr Seinen Abtrünnigen zu, also eine Güte, die zugleich mit der Zusage der Dauerhaftigkeit und Unzerbrechlichkeit widerfährt, und – umgekehrt – eine von Gott eingegangene Bindung, die in nichts als barmherziger Liebe besteht. So ist Er zu uns gekommen. So ist es gemeint, wenn Er sich uns gleichmacht. (Voigt)
- Aber ein rätselhafter, sündiger Unwille hindert uns an dem, was so einfach und klar geschehen müsste. (de Boor)
- Johannes zeigt uns, wie nicht erst im Kreuzgeschehen, sondern schon in diesem ungeheuren Schritt des Logos hinein in das Fleisch unsere Erlösung begründet ist. Und er lässt uns ahnen, wie dieses „Fleischwerden“ (14) des „Wortes“ der grundlegende Beginn des „Kreuzes“ ist, des leidenden Tragens der Sünde und Verlorenheit der Menschen. (de Boor)
- Das „Fleisch“ nicht nur als Verkleidung überstreifen, sondern Fleisch „werden“, das bedeutet in der vollen Solidarität mit uns unser Leben der Sünde und des Todes auf sich nehmen und Tag für Tag „tragen“ bis in das Sterben, ja in das Sterben am Kreuz hinein. (de Boor)
- Johannes wählt hier das Wort „schauen“, das auf ein wirkliches, aufmerksam, betrachtendes Sehen hinweist (14; 1Joh 1,1). (de Boor)
- Aber viele sahen in Jesus den „Samariter“, den „Ketzer“, den „dämonischen Menschen“ (7,20; 8,48; 8,52; 10,20). Die „wir“, zu denen Johannes gehört schauten etwas ganz anderes: Seine Herrlichkeit! (de Boor)
- Die Identität des Erlöser-Gottes mit dem Schöpfer-Gott ist der feste Damm gegen jede kosmisch uninteressierte Heilslehre und gegen jede „Gottvater-Religion“, die von Sünde und Erlösung, von Kreuz und Auferstehung nichts weiß. (Stählin)
- Joshua Bell (*1967) war vier Jahre alt, als ihn seine Eltern dabei beobachteten, wie er Gummibänder um die Griffe einer Schublade spannte und damit Töne erzeugte. Sie kauften ihm eine Violine und erteilten ihm Unterricht – nicht ahnend, dass ihr Sohn einmal zu den bekanntesten Violinvirtuosen der Welt zählen würde.
Doch als sich Joshua am 12. Januar 2007 in Straßenkleidung in eine Washingtoner U-Bahn-Station stellte und 43 Minuten lang Stücke klassischer Komponisten spielte, blieben von den 1097 Menschen, die an ihm vorbeigingen, nur sieben stehen. Manche warfen ein paar Münzen in den geöffneten Geigenkasten, bis eine Passantin ihn schließlich erkannte.
Joshua Bells Experiment erinnert mich an das Verhalten der Menschen gegenüber Jesus Christus. Er ist der Schöpfer. In ihm »ist alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen worden« (Kolosser 1,16). Johannes nennt Ihn im 1. Kapitel seines Evangeliums das Wort Gottes. Eines Tages verließ er den Himmel, wurde Mensch »und wohnte unter uns« – in »Straßenkleidung«, wenn Sie so wollen. »Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. «
Man sollte erwarten, wir Menschen hätten ihn begeistert aufgenommen. Aber nur wenige schlossen sich ihm an und wurden seine Jünger. (Leben ist mehr. 10.11.16)